In der übersichtlichen Liste „Töchter und Söhne der Stadt“ findet sich neben Erivan Haub, Roberto Ciulli, Ulrike Flach oder Ernst Rasche künftig auch der Name Lothar Reinhard. Der Fraktionssprecher der Mülheimer Bürgerinitiativen erhielt gestern im Kammermusiksaal der Stadthalle den Ehrenring der Stadt und genauso versteht sich diese Auszeichnung auch; als Würdigung von Verdiensten für die Stadt, seien sie nun kultureller, wirtschaftlicher oder politischer Natur.

Bei Kommunalpolitikern bemessen sich die Verdienste freilich auch nach Zeit. Nach 15 Jahren Gremientätigkeit ist die Vergabe des Rings möglich und im Grunde üblich. Die Würdigung hatte den Ex-Lehrer durchaus vor Probleme gestellt, weswegen sich die MBI beeilte festzuhalten, dass die Auszeichnung mit den „Richtlinien für Ehrungen“ konform gehe und sich überhaupt bei der Abstimmung im Rat nur einige Grüne enthalten hätten. Der Grund für die Genauigkeit: Zu Reinhards Lieblingsschelte zählt die „Gutachteritis“ - und die Vielzahl von Ehrungen. Doch gestern in Anzug und Krawatte den Ehrenring aus der Hand von Bürgermeister Markus Püll entgegenzunehmen (OB Dagmar Mühlenfeld war terminlich verhindert, erklärte ihr Büro), bedeutet Reinhard viel. Auch sein Engagement sieht er als ein Engagement für die Stadt; eine andere Stadt freilich, als die Stadt derer, die ihn ehrten. Ob von Beginn an bei den Grünen, ob außerparlamentarisch oder schließlich via MBI: Reinhard sieht sich als einzig wahre und ziemlich grundsätzliche Opposition.

Püll formulierte das in seiner Ansprache so. Der Geehrte setze kraftvoll und kreativ „Impulse“ für das Stadtgeschehen: „Sie gehen dabei bis an die Leistungsgrenze Ihres Gegenübers“, so Püll. Gleichwohl zeigte sich Reinhard „stolz“ über die Auszeichnung und gewohnt kritisch. Leider sei es dem Rat nie gelungen, „die Sachkunde unserer Bürger in die Politik hereinzuholen.“

Ein wenig wird er damit auch sich gemeint haben.