Das persönliche Treffen zur WAZ-Serie „Einst in Eppinghofen” lockte rund 60 Leute in den Bürgergarten. Ladenbesitzer, ehemalige Kunden, frühere Spielkameraden sahen sich nach Jahrzehnten wieder. Fortsetzung folgt.

An lachsrosa bezogenen Tischen im Bürgergarten, auf zwei Räume verteilt, sitzen rund 60 Frauen (zumeist) und Männer. Ihnen kleben hellgelbe Karteikärtchen als Namensschilder an Strickjacke oder Blazer. Ohne die würde es schwierig, denn einige hier haben sich seit den 50er, 60er Jahren nicht mehr gesehen.

Was sie verbindet: die Vergangenheit. Alle sind auf Initiative von Inge Merz gekommen, die die WAZ-Serie „Einst in Eppinghofen” fotografierte, verfasste. Über verschwundene Geschäfte des Viertels. Sie hat, wie sie sagt, „die Hauptdarsteller aus den Artikeln” herbeigeholt. Irene Latte, Marlis Langen oder Elisabeth Tittgen stehen, nach langer Zeit, ihrer früher so vertrauten Kundschaft gegenüber.

Als Inge Merz in der WAZ dazu aufrief, sich telefonisch bei ihr zu melden, konnte sie „morgens nicht frühstücken”, weil lückenlos Anrufe kamen. In ihrer Begrüßungsansprache sagt sie, man wolle das Treffen der Vergangenheit widmen. Obgleich sie weiß, dass „Erinnerungen mit Goldstaub bestreut sind”. Schöner als das, was wirklich war. Jemand sagte ihr: „Die Eppinghofer haben ihre Identität verloren”, doch darüber solle hier und heute „bitte” nicht diskutiert werden. Manche tun es trotzdem.

Bald sind diejenigen, deren Gesundheit es erlaubt, auf den Beinen. Sie stehen zusammen, gehen herum, reden. Sehen glücklich aus. Dreieinhalb Stunden vergehen zu schnell.

Bewegende Begegnungen ergeben sich, etwa für Brunhilde Plettau. Die 76-Jährige war seit Kindertagen oft bei ihrer Oma in Eppinghofen, ging mit einkaufen in den einschlägigen Läden, tobte im Hof. Gestern sah sie Werner Trappmann wieder („fast 79”), der im selben Haus wie die Großmutter wohnte, an der heutigen Kardinal-Graf-Gahlen-Straße. „Wir haben als Kinder zusammen gespielt” – Fangen, Verstecken, Ball. Das fanden die beiden gestern zufällig, quer übers Tischtuch, heraus.

Als mit Abstand Jüngster ist Daniel Bach dabei, der Stadtteilmanager von Eppinghofen. „Der kann wohl nicht mitreden von früher”, raunt ein Herr. Mitreden möchte Bach auch nicht, sondern zuhören. Die Geschichte(n) von damals findet er „sehr spannend”. Sagt aber auch: „Ich bin hier, um zu sehen, wie die Bereitschaft ist, das neue Eppinghofen kennenzulernen, die jetzigen Gewerbetreibenden.” Gestern war dafür kein Raum.

Die Vergangenheit festhalten: Vor Elfriede Wollschläger liegen zwei eng handbeschriebene Din-A4-Blätter. Persönliche Erinnerungen, mit wem sie zur Schule ging, wie sie als Kind in einen Bach stürzte. Inge Merz sammelt solchen Stoff. Sie sagt: „Das schreit natürlich nach einem Buch”, solange Zeitzeugen da sind.

Auf allgemeinen Wunsch soll es, so Inge Merz, weitere Gelegenheiten geben, „zu denen man sich trifft und die Geschichten mitbringt”. Da werden sich die Alt-Eppinghofer nicht lange bitten lassen.