Zur Abbruchparty strömten 500 Mitarbeiter ins Foyer. Manche ließen den Hammer kreisen, andere die Bierbecher. Drinnen entstand eine Autogrammwand, draußen vor der Tür griff die Oberbürgermeisterin persönlich zur Spraydose.
Abschied, Umbruch, Abbruch: Im – gut 40 Jahre alten – Rathausneubau an der Ruhrstraße kreisten die Bierbecher und der Hammer. Der gesamte Komplex ist leergezogen und wird für drei Jahre Großbaustelle. Nächste Woche rücken die Profis an, um den Anbau niederzulegen. Freitag durften die Mitarbeiter der Verwaltung bei der Abrissparty ran – und im Foyer am Mauerwerk picken, Farbe sprühen, Wände vollschmieren und nostalgisch schwelgen. Die passenden Bilder dazu gab's per Beamer.
Das große Siepmann-Mosaik am Ex-Info-Bereich schützte Flatterband und ein Gerüst. Die Kunst blieb hammerfreie Zone. An Biertisch-Garnituren drängte sich die Belegschaft, die „Abrisskante” im Haus (der Übergang zum Altbau) war blau markiert, daneben ging's raus zu Grill- und Getränkestand. Der Verwaltungsvorstand hatte zusammengelegt und die ersten 300 Drinks spendiert.
Austoben konnten sich die Partygäste an einer Wand hinter der Eingangstür. Wobei: der Verwaltungsmitarbeiter an sich scheint entweder wenig geneigt, Löcher zu klopfen, oder er fremdelt im Umgang mit dem Meißel. So blieb der Flurschaden begrenzt. „Für die Bagger bleibt noch genug zu tun”, befand Stadtsprecher Volker Wiebels. Lieber griffen viele zum Edding. Die „größte Autogrammwand der Stadt” zierten nach kurzer Zeit zig Unterschriften, Graffiti und Bildchen den Putz. Mit „Hölle” beschrieb Klaus Beisiegel, Referent der Baudezernentin, knallrot die Aufzuganzeige Richtung Keller, einen lustigen Ottifanten hatte jemand daneben gestrichelt. Oder auch „Walter ist lieb...”
Wiebels schätzt, dass gut 500 Partygäste kamen. Die hatten auch mit der Hausband CCM – sechs gestandene Rathausmitarbeiter mit Friedel Lisner als Frontmann – rockig Spaß. Die Aufforderung, draußen mal ordentlich zu sprayen, nahm mancher dankend an. Es wird nicht viele Rathäuser in der Republik geben, die von der Verwaltungsspitze höchstpersönlich mit Dosen-Farbe betüncht werden. „Ciao Rathaus” hinterließ die stellvertretende Umweltamtsleiterin in Blau. „Dumm + Dreist” ein anderer Sprayer. Man darf es wohl als einsamen Abriss-Protest werten.