Mancher Politiker wäre in diesen Tagen froh gewesen, hätte er den Zulauf erlebt, den es an jener gläsernen Box auf dem Kurt-Schumacher-Platz gab, wo täglich eine andere Performance im Rahmen des Stadtspiels „Montanindustrie“ stattfand. Nackte, Kleinwüchsige, ein Farbiger in Ketten, ein Vater mit Tochter in Unterhose – provozierende Kunst des Niederländer Dries Verhoeven. Hat die Kunst die Innenstadt belebt, interessanter gemacht? Das werden nach der dritten Episode der Stadtspiele andere beantworten müssen.

Die Aktion hat zumindest die Menschen aufgewühlt. Noch nie ist es vorgekommen, dass Bürger in die Redaktion eilten und ihrer Empörung, ihrem Unmut über Kunst Luft machten. Sie empfanden die Zurschaustellung zum Teil menschenverachtend, entwürdigend. Ja selbst ein Ratsmitglied der FDP, die hinter Freiheit gewöhnlich drei Ausrufezeichen macht, meinte: Das geht zu weit! Mancher fühlte sich gar an Zeiten erinnert, als Kleinwüchsige und Verkrüppelte auf Jahrmärkten als Sensation zur Schau gestellt wurden. Mülheim hatte ein Stadtgespräch – die Intention des Künstlers ging voll auf. Kultur soll bewegen, nachdenklich machen. Das hat das Stadtspiel an der Stelle geschafft. Aber eben auch für Verärgerung gesorgt in einer Innenstadt, die nicht gerade als Wohlfühlort verschrien ist.

Dass Mülheim in Sachen Kunst eine gute Adresse ist, mag die Auszeichnung von Roberto Ciulli mit dem NRW-Staatspreis, das Leaf-Festival oder die Otto-Pankok-Ausstellung in diesen Tagen unterstreichen.

Eine wichtige Entscheidung hat die Politik getroffen: In Krefeld wird künftig der Mülheimer Müll entsorgt. Für die Bürger, das ist die Botschaft, soll es keine finanzielle Überraschung geben. Es wäre gut. Doch da Müllentsorgung stets kostendeckend sein muss, kann man nicht sicher sein, was kommt. Wer hätte vor fünf Jahren gedacht, dass Strom mal solche Sprünge macht?