Der erster Schritt zu neuen Wohnformen ist getan. Es gibt für die drei Grundstücke schon konkretes Interesse
Zum ersten Workshop über neue Bauformen, für die die Stadt drei Grundstücke in unterschiedlichen Stadtteilen reserviert hat, trafen sich jetzt 35 Interessierte in der Volkshochschule. Sie kommen überwiegend aus der Generation 55 plus. In die Liste eingetragen haben sich schließlich etwa 20. „Ich bin froh, dass überhaupt ein paar Junge gekommen sind“, sagt Birgit Pohlmann, die den Prozess der Gruppenbildung und Ideenfindung gemeinsam mit dem Dortmunder Architekten Norbert Post moderiert. 35 Projekte hat sie in den vergangenen 16 Jahren angeschoben und zum Ziel geführt. 20 Interessierte sei keine schlechte Startgröße, eher Durchschnitt. Und oft hingen da mehrere Personen dran. Aus ihrer Erfahrung weiß sie: „Die jungen Familien erreichen wir später über konkrete Projekte. Die haben meist gar keine Zeit, um zu einem Workshop um 18 Uhr in die VHS zu kommen.“
„Raumteiler“ am Klöttschen
Möglichst konkret sollen die Projekte an der Friedhofstraße, am Klöttschen und an der Grundschule Fünter Weg nach vier weiteren Workshopterminen noch in diesem Jahr werden. Interessant für sie war, dass sich schon jetzt zwei konkrete Gruppen, die einen Kern für zwei Grundstücke bilden könnten, herauskristallisieren. Großes Interesse an dem Schulgrundstück hat die Lebenshilfe, die dort eine Wohngruppe für weitgehend selbstständig lebende behinderte Jugendliche etablieren möchte. Pohlmann kann sich vorstellen, dass das passt. Sie hat sie in Bochum ein ähnliches Projekt realisiert. Die jungen Leute brauchen eine behütete Nachbarschaft. Auf dem Grundstück könnte das baulich und finanziell getrennt werden, gestalterisch aber auch eine Einheit bilden. Und dann sind da noch die „Raumteiler“, die sich auf Anregung des Architekten Ralf Diersch und Susanne Dickel von der Klimaschutzinitiative bereits vor zwei Jahren formiert und inzwischen einen Verein gegründet haben. Zum Verein, der sich 14-tägig trifft, zählen 13 Mitglieder im Alter von 1 bis 75 Jahren, die sieben Wohnungen füllen können. Etwa 15 bis 20 Wohnungen werden in dem ökologisch und sozial engagierten Projekt, für das nur das Grundstück am Klöttschen in Frage käme, angestrebt. „Wir brauchen auch keine Tiefgarage“, erklärte einer der Raumteiler und während er so einige Details skizzierte, merkte man, wie so mancher Teilnehmer hellhörig wurde und glänzende Augen bekam. Car-Sharing und ÖPNV-Anbindung sowie Obst und Gemüse aus der Bio-Kiste ist auch bei anderen als Idee im Kopf. Gesucht werden noch Mitstreiter, Infos im Netz unter: www.die-raumteiler.de.
Eine Frage der Kosten
Für viele Teilenehmer ist aber die zentrale Frage, ehe sie sich überhaupt Gedanken über Konzeption und Gestaltung machen, das Naheliegende: Mit welchen Kosten muss man denn überhaupt rechnen? Das Charmante, was Pohlmann und Post immer wieder unterstreichen, ist, dass individuelle Lösungen für Baugruppen deutlich günstiger als Häuser von der Stange von Bauträgern ausfallen. Bei Eigentum sei aus der Erfahrung anderer Projekte aber dennoch inklusive Grundstück mit Quadratmeterpreisen von 2500 Euro oder mit einer Kaltmieter von 7,50 Euro zu rechnen. Da schlucken einige. Pohlmann kann sich aber auch vorstellen, dass teilweise auch öffentlich geförderter Wohnraum entstehen kann. Das nächste Treffen ist für Mittwoch, 25. September, 18 Uhr in der VHS terminiert. Ende Oktober sollen dann auch Projekte, die Pohlmann und Post in Dortmund und Bochum realisiert haben, besucht werden. Und Planungsamtsleiter Jürgen Liebich räumte noch ein Missverständnis aus: Wer mitmacht, muss seinen Wohntraum nicht unbedingt von Norbert Post realisieren lassen. Er ist nur ein Fachmann aus der Praxis. Den Architekten kann jede Gruppe frei wählen.