Mülheim.

Es ist heutzutage schon ein hartes Brot, als selbstständiger Bäckermeister mit eigener Backstube zu überleben. Klaus Rasfeld hat das drei Jahrzehnte lang nicht nur geschafft, sondern viele Jahre auch gut damit und davon gelebt. Doch kürzlich zog der Obermeister der Bäckerinnung Rhein Ruhr die Notbremse - und blüht seitdem regelrecht auf.

Am 20. Juli wurde in der kleinen Backstube hinter dem Ladenlokal an der Aktienstraße 174 das letzte Mal gebacken, dann schloss Klaus Rasfeld seine Backstube, gab Ende Juli seine Selbstständigkeit auf und ließ sich und sein Geschäft vom Kollegen Gerd Broehenhorst „freundlich übernehmen“. Broehenhorst eröffnete damit an der Aktienstraße seine sechste Filiale. Wo früher Rasfeld dranstand und jetzt Broehenhorst draufsteht, steht nach wie vor eine Rasfeld drin: Denn Klaus Rasfelds Frau Stefanie verkauft die Backwaren weiterhin an gewohnter Stelle, ist jetzt ebenso bei Broehenhorst angestellt wie ihr Mann in Broehenhorsts Backstube.

Mit den Supermärkten im Konkurrenzkampf

Und die Rasfelds, deren Sohn und Tochter ebenfalls vom Fach und bei anderen Bäckern angestellt sind, trauern der Selbstständigkeit gar nicht einmal nach. Im Gegenteil: „In den vergangenen fünf, sechs Jahren wurde es immer härter“, gibt Klaus Rasfeld unumwunden zu, „die Rohstoff- und Energiekosten für die Produktion sind immens gestiegen. Das konnten wir in diesem Ausmaß auch nicht an die Kunden weitergeben.“ Außerdem habe ihnen natürlich auch die Discounter-Konkurrenz zu schaffen gemacht, sagt Stefanie Rasfeld, „jeder Supermarkt hat ja heute seinen eigenen Backshop.“

„Vor zehn Jahren“, zählt der 53-Jährige auf, „habe ich samstags noch 3000 Brötchen gebacken, zuletzt waren es 1000.“ Und zuletzt stand er auch allein in seiner Backstube, in den besten Zeiten arbeitete er mit drei Lehrlingen und einem Gesellen. 30 Jahre lang habe er jeden Tag ab spätestens 3 Uhr morgens und mindestens zehn Stunden gearbeitet. „Und wenn man dann sein Geschäft auch sonntags bis mittags geöffnet hat und den einzigen freien Tag, nämlich montags, für Bürokram nutzen musste und am Ende doch gucken musste, dass man überhaupt über die Runden kam, dann hat man sich schon gefragt, ob das alles noch Sinn macht“, sagt Rasfeld.

Endlich Samstags frei

Seinem Kollegen Broehenhorst sei er deshalb äußerst dankbar, dass er ihn und seine Frau angestellt und den Laden übernommen habe. „Dass wir seit gut sechs Wochen regelmäßige Arbeitszeiten und unser regelmäßiges Einkommen haben, ist eine tolle Sache. Mir macht das Arbeiten wieder richtig Spaß.“

Und noch was bereichert plötzlich das Leben der Rasfelds, was für andere selbstverständlich ist: „Wir setzen uns jetzt samstags am Nachmittag hin und trinken in Ruhe Kaffee. Das ist wie ein zusätzlicher Hochzeitstag.“