„Die Reise meines Lebens“: Verglichen mit den teils spektakulären Touren, die im Verlauf unserer Sommerserie geschildert wurden, klingt der Beitrag von Maria Rentmeister bescheiden. „Es war keine weite Reise, nach Tansania oder sonstwohin“, schickt die 91-jährige Mülheimerin ihrem Bericht voraus. Er bleibt sogar innerhalb der Stadtgrenzen, führt aber gleichzeitig zurück in eine andere Welt: große Ferien in den späten zwanziger Jahren.

In Urlaub gefahren sei damals niemand, weder sie noch ihre Freunde, erinnert sich Maria Rentmeister. Aber ein kleines bisschen Ferienprogramm gab es: Zwei- oder dreimal in der Woche bot eine Lehrerin Spiele auf einem Sportplatz an, damit die Stadtkinder sich austoben konnten. Und Ausflüge ins Grüne hätten sie unternommen, beaufsichtigt von den Älteren aus der siebten oder achten Klasse.

„Von Heißen, wo wir damals wohnten, bis in den ,Stillen Winkel’, das war für uns Kinder in den Vorkriegsjahren schon weit.“ Zumal der Weg zu Fuß zurück gelegt wurde. Aber schön sei es gewesen. „Mitten durch den ,Stillen Winkel’ fließt der Rumbach, den größere Kinder an einigen Stellen gestaut hatten“, erinnert sie sich. „Kleine Plantschbecken, gerade mal zum Hineinsetzen, waren so entstanden.“ Eine Art natürliches Spaßbad, immer geöffnet, bei kostenlosem Eintritt, aber ohne große Attraktionen.

Ein Zwischenfall jedoch bleibt der 91-Jährigen, die damals im Grundschulalter war, bis heute unvergesslich: Nach einem erfrischenden Sitzbad im Rumbach hatte sie an ihren nackten Beinen viele kleine Parasiten, Blutegel. „Mit großem Geschrei sprang ich aus dem Wasserbecken. Wie und wann die Tiere von mir abfielen? Das ging im Geschrei unter.“