Mülheim.
Die Fotos sind in schwarz-weiß, aber die Erinnerung bringt die Farbe. „Ich hatte meine gelbe Strickjacke an“, sagt Elisabeth Breßlein und nimmt eben das als Hinweis auf die abgelichtete Jahreszahl: „Da werden wir 15, 16 gewesen sein.“ Anneliese Fenten nickt zustimmend und betrachtet selbst das Bild. Im Grünen – das ebenfalls grau daherkommt – stehen zwei Mädchen auf dem Foto und unterhalten sich ganz entspannt. Auch auf der Terrasse von Elisabeth Breßlein, die alle nur kurz Else rufen, ist die Stimmung gut. Fast 65 Jahre sind vergangen, seit der Schnappschuss entstand. Aber die Zeit konnte dieser Freundschaft nichts anhaben: Anneliese Fenten und Else Breßlein sind immer noch beste Freundinnen.
Sechs Jahre waren sie alt, als sie sich zum ersten Mal trafen. Nur ein paar Straßen entfernt voneinander wohnten sie in der Oemberg-Siedlung und gingen in dieselbe Klasse in der Schule an der Markenstraße – „bei Lehrer Hoffmann, das vergess’ ich nie“, sagt Anneliese Fenten, die damals noch Anneliese Reiners hieß und mit ihrer Freundin Else Schmitz ein untrennbares Duo bildete. „Wir kannten auch andere Leute und hatten andere Freunde, aber wir zwei...“, beginnt Else Breßlein den Satz und Anneliese Fenten beendet ihn, „...das stand.“
Schulzeit schweißte zusammen
Die Schulzeit mitten im Zweiten Weltkrieg schweißte die Mädchen besonders zusammen – die Bombenangriffe, die man gemeinsam im Schulkeller erlebte oder „wie wir die Gasmasken ausprobieren mussten. Ein Mädchen hat so geschrien, weil sie solche Angst hatte“, erinnert sich Anneliese Fenten. Das sind dann die Sätze, die mit „weißt du noch...“ beginnen.
Und sie wissen eine ganze Menge voneinander, erlebten die Hochzeit der anderen, freuten sich mit über die Geburt von jeweils drei Kindern und nahmen Anteil am Leben der anderen – auch wenn dies rund 35 Jahre lang meist nur telefonisch ging. Weil dort die beruflichen Aussichten besser waren, zog Familie Breßlein nach Bayern. Zwei Jahre blieb sie dort, bevor sie wieder näher ans Ruhrgebiet ins Oberbergische Land, zog. „Aber der Kontakt ist immer geblieben“, betont Else Breßlein und erzählt von den Besuchen samt Kindern, die sie bis nach Süddeutschland führten. In all den Jahren, erzählt sie, „haben wir nicht einen Geburtstag vergessen“.
Im vergangenen Winter wurden beide 80 Jahre alt. „Wunderbare Feiern“, sagen die Damen, waren das. Beide fanden sie in Mülheim statt. Denn seit zwei Jahren wohnen die Breßleins wieder in Broich. Nun treffen sich die Freundinnen regelmäßig, „immer mittwochs zu Kaffee und Quatschen“. Die Verbindung zwischen beiden ist eng. „Wenn eine von uns Trost brauchte, war die andere immer da. Im Laufe der Jahre ist ja einiges passiert“, sagt Anneliese Fenten, doch: „Im Rückblick erinnert man sich mehr an das Schöne.“
Auf beste Freunde kann man sich verlassen. Mit ihnen kann man lachen, weinen, Lebensveränderndes erleben und durch dick und dünn gehen.
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