Die Armut wächst. „Von Kinderarmut, Altersarmut, Familienarmut oder Bildungsarmut sind auch in unserer Stadt zunehmend viele Menschen betroffen. Und die soziale Schere geht immer weiter auseinander“, so Lothar Fink, Geschäftsführer der AWO, hinsichtlich der AWO-Jahresberichte 2012.

Der Vererbung der Armut müsse man Einhalt gebieten. Die AWO habe dies im vergangenen Jahr auch in verschiedenen Arbeitsfeldern recht erfolgreich getan. Zum Beispiel im Bereich der flexiblen Jugend- und Familienhilfe, wo der Kommunale Soziale Dienst und die Wohlfahrtsverbände nach einer Umstrukturierung zum sozialraumorientierten Handeln, „passgenaue Hilfen“ für belastete Familien erarbeiten. Von den stadtweit 176 Familienbetreuungen in 2012 habe die AWO 60 übernommen. Bei einem Teil der Fälle handelte es sich um freiwillig angeforderte Hilfen zur Erziehung, bei einem anderen um angeordnete Kindeswohl- oder Gefährdetenüberprüfungen. „Nach dem neuen sozialraumorientierten Konzept sind wir in der Regel nur noch drei bis sechs Monate in einer Familie, bieten Anschubberatung, agieren als Netzwerker, die die Ressourcen einer Familie eruieren, und Hilfen in der direkten Lebensumgebung der Klienten auftun“, erklärt Annelie Randenberg, Leiterin des Bereichs Jugend und Familie bei der AWO.

Armut steht häufig auch hinter den Beratungsgesprächen in der Beratungsstelle für Schwangerschaftskonflikte, Partnerschaft und Sexualität. „Die Zahl der Beratungen ist stabil geblieben. Bei den Überlegungen der Betroffenen spielen ökonomische Gründe aber eine immer größere Rolle - d.h. geringes Einkommen, wenig Wohnraum, fehlende Kinderbetreuung. Kann ich mir ein Kind überhaupt leisten, wenn ein Einkommen wegfällt? Diese Frage ist für viele ganz zentrale“, weiß Randenberg. Auch im Sozialbüro der AWO an der Eltener Straße wird ökonomische Not erschreckend deutlich. In der Wohnungsnotfallbetreuung wurden 2012 genau 38 Haushalte mit 98 Personen - darunter 50 Kinder - betreut. Für 33 Haushalte legte die AWO ein Verwahrgeldkonto an, damit Mietzahlungen gesichert sind. „Auffällig ist, dass die Hälfte der Klienten sogar ein regelmäßiges Einkommen hatte, viele allerdings im Niedriglohnsektor arbeiteten. Unsere Erfahrung ist, dass immer mehr beruftstätige Menschen ihre Miete kaum noch aufbringen können“, so die AWO.

Armut in jeder Form begegnet dem Verband auch bei der Flüchtlingshilfe. 97 Flüchtlinge - darunter 48 Kinder - wurden Ende 2012 betreut. Mittellose Menschen, die weder die deutsche Sprache noch das deutsche System kennen - und fast alle schwer traumatisiert seien.

Info. Bildungsarmut - Sprachdefizite

Bildungsarmut begegnet der AWO bei der Spielplatzbetreuung mit dem Spielmobil. Bei 52 Einsätzen auf Plätzen an sozialen Brenpunkten fiel auf, dass viele Kids u.a. Sprachdefizite hatten.

„Wir müssten viel mehr Sprachförderspiele mit den Kindern machen. Dafür bräuchten wir aber mehr Personal und mehr finanzielle Mittel“, so AWO-Geschäftsführer Lothar Fink.