Tankwart!? Was muss, was kann man denn da schon lernen? Diese Frage hat sich Björn Espelmann auch gestellt, als er nach seinem Hauptschulabschluss an der Frühlingstraße von Uwe und Annette Stachelhaus das Angebot bekam, sich bei ihnen zum Tankwart ausbilden zu lassen. Denn das Ehepaar Stachelhaus betreibt seit 15 Jahren eine Tankstelle an Ecke Wiesenstraße/Sandstraße. Heute ist Espelmann dort einer von sieben Mitarbeitern und kann seinen ehemaligen Ausbildungsplatz, der neu besetzt werden soll, nur wärmstens empfehlen.
Vielseitiger als man denkt
„Ich habe schnell gemerkt, dass man heute als Tankwart nicht nur Tankwart ist“, erinnert sich Espelmann. Schon nach den ersten Tagen seiner Lehre wusste er, dass es an so einer Tankstelle viel zu tun gibt und die dreijährige Ausbildung nicht nur das Einmaleins des Kundenservice und des Auftankens, sondern auch kraftfahrzeugtechnisches und kaufmännisches Wissen vermittelt.
„Wer bei uns seine Ausbildung erfolgreich abschließt, kann anschließend auch im Einzelhandel oder in einer KFZ-Werkstatt arbeiten“, betonen Annette und Uwe Stachelhaus. An ihrer Tankstelle werden Autos nicht nur aufgetankt oder gepflegt und gereinigt. Da gibt es auch ein kleines Geschäft, in dem man vom Reifen oder Scheibenwischer bis zu diversen Ersatzteilen Pflegemitteln, alles kaufen kann, was das eigene Auto wieder fahren und glänzen lässt. Und nebenan wird in einer Werkstatt auch repariert oder bei Bedarf ein Schaden begutachtet. In seiner dreijährigen Ausbildung, lernt der angehende Einzelhandelskaufmann der Fachrichtung Tankwart nicht nur, wie man Öl und Reifen wechselt oder was bei der Wagenpflege und der Motorwäsche zu beachten ist. Er wird mit der Kraftfahrzeugs- und Motorentechnik ebenso vertraut gemacht wie mit Buchführung, Rechnungswesen, Lagerhaltung, Ein- und Verkauf, Umweltrecht oder den unterschiedlichsten Betriebsstoffen.
„Anfangs hatte ich richtig Angst, etwas anzufassen und falsch zu machen“, erinnert sich Espelmann. Doch Schritt für Schritt hat er sich in alle Bereiche hineingearbeitet. Auch wenn er seine Stärken nach wie vor darin sieht, „mit ganz unterschiedlichen Menschen umzugehen“ und am liebsten im Bereich Kundenservice und Wagenpflege arbeitet, traut er sich heute auch an Fahrzeugreparaturen heran oder weiß, was zu tun ist, wenn ein Fahrzeug mit Motorschaden eine Öllache hinterlässt. Die neutralisiert und beseitigt er, man staunt, mit Katzenstreu.
Espelmann hat zwar eine Chefin, aber keine Kollegin. Und Annette Stachelhaus bestätigt auf Nachfrage, dass man an der Tankstelle aufgrund der begrenzten Sanitärräume nur männliche Auszubildende einstellen kann.
Bewerber, die sich bei Familie Stachelhaus vorstellen, sollten nicht nur ihr Zeugnis, sondern auch einen handschriftlichen Lebenslauf mitbringen. „Daraus kann man sehr viel über einen Meschen ablesen,“ ist die Chefin überzeugt. Überhaupt sind ihr Noten und Schulabschlüsse nicht so wichtig, wie der Mensch und seine Persönlichkeit. „Denn Menschen kann man formen. Und wir brauchen hier vor allem Menschen, die Spaß an ihrer Arbeit haben und freundlich mit unseren Kunden umgehen können“, betont Stachelhaus. Sie lässt keinen Zweifel daran, dass es in einem kleinen Familienbetrieb, der montags bis freitags von 7 bis 18 Uhr für seine Kunden da ist, darauf ankommt, „dass jeder zuverlässig und flexibel arbeitet und dass man im Notfall auch mal füreinander einspringt.“ Und wer sich in seiner Ausbildung bewährt hat, kann, wie Espelmann an der Tankstelle Stachelhaus auch einen dauerhaften Arbeitsplatz finden.