Medl-Geschäftsführer Gerd Bachmann hat gestern erstmals erkennen lassen, mit welcher Strategie der Mülheimer Versorger die Energiewende meistern will. Am Rande eines Pressegesprächs, in dem Bachmann die Preisgarantie für Strom und kombinierte Gasprodukte bis Ende 2013 verlängerte, kündigte der Geschäftsführer einen verstärkten Ausbau dezentraler Anlagen der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) an, sowohl für Haushalte wie für Gewerbe und Industrie. „Wir sind da auf einem guten Weg“, sagte Bachmann.
In und um Broich hängen bereits 15000 Haushalte an solchen Nahwärme-Netzen, in Saarn oder Dümpten könnten bald ebenso viele dazukommen. Wichtig daran: Die Medl will mit ihrem künftigen Anlagenpark zum Nutzer statt zum Zahler der Umlage für Erneuerbare Energien werden.
Diese Umlage ist, neben anderen, kleineren Steuern, der Hebel für die Energiewende. Endkunden, und damit indirekt auch Stromanbieter, zahlen die Abgabe, die in Subventionen für regenerative Energieerzeugung fließt, etwa für Windparks. Bei der Medl aber fallen bislang nur dreißig Prozent der KWK-Anlagen unter den Begriff „Erneuerbare Energie“. Heißt: Die Erhöhung der EEG-Umlage, die auch jetzt wieder zum Jahresende ansteht, belastet die Medl - und die Kunden - unterm Strich. Diese Verhältnisse würde Bachmann gerne umkehren und vom Zahler zum Empfänger werden. „Es muss etwas geschehen“, sagte er. So sehen das auch die Gesellschafter, Stadt Mülheim und RWE, die dem Kurs zugestimmt haben. Der wird Geld kosten. KWK-Anlagen verschlingen rasch zweistellige Millionenbeträge; Geld, „das wir jetzt haben“, sagte Bachmann.
Allein im vorigen Jahr haben die 110 Medl-Beschäftigten insgesamt 14 Millionen Euro Ertrag erwirtschaftet, mit Rückstellungen sogar deutlich mehr. In diesem Jahr sieht es kaum anders aus, weswegen Bachmann die Preisgarantie für „Doppelwatt“ und „Stromspur“ verkraften kann. Ob und wie das auch für 2014 gilt, ließ Bachmann offen. Nicht nur ist die genaue Höhe der EEG-Umlage unklar, in den Sternen steht auch, ob und wann das RWE möglicherweise sein Wasserkraftwerk zum Verkauf stellt. Die hätte Bachmann gerne. Aus einem einfachen Grund: Strom aus Wasser gilt als Erneuerbare Energie.