Mülheim / Mönchengladbach. . Dieter Bleckmann aus Mülheim-Saarn wurde am vergangenen Montag zum großen Helden. Der 49-Jährige war zufällig an einem Kiosk in Mönchengladbach-Rheydt, als in einem Wohnhaus gegenüber ein Brand ausbrach. Bleckmann handelte gedankenschnell und konnte acht Menschen aus dem Haus retten.

Ein Held? Nein, winkt Dieter Bleckmann ab, das sei er nun wirklich nicht. „Das hätte doch jeder an meiner Stelle getan.“ Und doch: Nur dem beherzten Eingreifen des 49-Jährigen aus Saarn haben acht Menschen aus Mönchengladbach-Rheydt womöglich ihr Leben zu verdanken. Bleckmann holte sie am frühen Montagmorgen nicht nur aus dem Schlaf, sondern auch aus ihrem brennenden Mehrfamilienhaus heraus.

Auf Honorarbasis war Bleckmann, ein in der Mülheimer Szene durchaus bekannter Skulpturen-Künstler, aber eben auch ein gelernter Schlosser, für die Heißener Schlosserei Seeger im Einsatz in Rheydt. „Ich war zu früh dran, da bin ich noch zu einem Kiosk gegangen, um mir einen Kaffee und Tabak zu holen“, ließ der 49-Jährige die Geschehnisse von Montagmorgen gestern im WAZ-Gespräch noch einmal Revue passieren. Als ich mich wieder zur Straße drehte, qualmte es im Haus gegenüber dicht aus dem offen stehenden Dachgeschossfenster, dann kamen auch schon die Flammen. Richtig dramatisch. . .“

Bleckmann klingelte Sturm

Was danach geschah, daran kann sich der Saarner gar nicht mehr im Detail erinnern, zu schnell, zu aufgeregt, zu intuitiv war sein beherztes Eingreifen. Dem Kioskbesitzer habe er noch zugerufen, die Feuerwehr zu alarmieren, dann sei er direkt los. Sturmklingeln auf den drei Schellen des dreigeschossigen Wohnhauses. Doch niemand macht auf. Nur müssen da doch noch welche drin sein. Ist ja erst halb acht in der Früh. „Da habe ich die Tür eingetreten oder aufgedrückt, kann ich gar nicht mehr genau sagen“, so Bleckmann, sichtlich aufgelöst, als er sich jene Szenen noch einmal vor Augen führt. Er spricht dabei schnell, auch am Montag musste es schnell gehen.

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Im Flur kommt ihm direkt ein Junge entgegen, nur mit Unterhose oder kurzer Hose bekleidet, „sein Gesicht war ganz voll Ruß“. Bleckmann bringt ihn raus. Aus der Gefahrenzone. Das Dachfenster platzt wegen der Hitze. Vom Dach stürzt einiges herab. Wieder rein. Noch ein Junge, dann eine Mutter mit einem Kind auf dem Arm.

Den Tag "bei einem Feierabendbier" sacken lassen

„Meine Oma! Meine Oma!, hat der Kleine gerufen“, erinnert sich Bleckmann. Er schellt im Parterre. Tatsächlich macht eine ältere Dame auf, gerade ihren Morgenmantel noch zurechtziehend. So könne sie doch nicht raus, sagt sie. Muss sie aber, macht ihr Bleckmann deutlich. Als die Feuerwehr eintrifft, ist das Haus evakuiert.

Der Polizei gibt der Saarner noch seine Personalien, dann macht er seinen Job weiter. „Erst bei der Rückfahrt auf der Autobahn wurde es mir komisch. War doch ein bisschen viel Adrenalin“, sagt Dieter Bleckmann und schmunzelt. Abends, nach getaner Arbeit als Schlosser – und Lebensretter – habe er den Tag dann sacken lassen. „Bei einem Feierabendbier.“