Am Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion werden Bauanleitungen dafür entwickelt, wie kostengünstig Energie gespeichert werden kann. Für Professor Robert Schlögl, Gründungsdirektor des Institutes, ist das eine wichtige „Mission“.

Energie - wer das Wort hört, dem fällt sofort noch ein zweites ein: Wende. Aber was soll sich in der Art und Weise, wie wir mit Energie wirtschaften, eigentlich ändern? Vieles, und Mülheim könnte zu einem Wendepunkt werden. Denn hier forschen Wissenschaftler, die dazu beitragen werden, wie wir in Zukunft unsere Energie gewinnen: Im Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion. Viele kennen wahrscheinlich das große Gebäude an der Stiftstraße. Aber was passiert wirklich dort? Die NRZ öffnet ihnen nun die Türen zum Institut. Wir stellen die Menschen vor, die dort arbeiten - manche im Labor, aber nicht alle. Schauen Sie in den nächsten Wochen mit uns hinter die Türen einer Einrichtung, die an der Zukunft forscht.

Robert Schlögl ist der Gründungsdirektor des Max-Planck-Instituts für Chemische Energiekonversion. Zum Auftakt der Serie erläutert er in einem Interview die wissenschaftliche „Mission“ des Instituts.

Herr Professor Schlögl, das Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion ist noch eine ganz junge Einrichtung. Es wurde erst 2012 gegründet, ist aber aus dem alten MPI für Bioanorganische Chemie hervorgegangen. Warum ein neues Institut?

Schlögl: Das Institut beschäftigt sich mit einer Frage: Wie kann Sonnenlicht in kleinen, energiereichen Molekülen gespeichert werden und diese Energie unabhängig von Ort und Zeit dann genutzt werden. Wir konzentrieren uns dabei auf ein großes Thema: die Spaltung des Wassers. Denn, wenn wir nicht in der Lage sind, aus elektrischem Strom Wasserstoff zu erzeugen, dann sind alle nachgelagerten Energiespeicherprozesse sinnlos. Aber Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff zu spalten, das ist eine der komplexesten Reaktionen der Welt. Wir haben heute noch nicht genug verstanden, wie die funktioniert. Unser Institut zeichnet aus, dass wir uns alle dazu verpflichtet haben, schwerpunktmäßig an der Lösung dieses Problems zu arbeiten. Das unterscheidet uns von anderen MPIs. Manche Kollegen sehen darin auch eine Einschränkung. Ich nicht.

Warum verstehen Sie diese Konzentration als Vorteil?

Es gibt zwei Wissenschaftler-Typen: Die einen forschen, um eine allgemeine Neugierde zu befriedigen, die anderen stellen sich aktuellen Problemen und wollen die lösen. Ich gehöre zum zweiten Typ. Der Umgang mit Energie ist eine zentrale Frage für die Zukunft. Unsere chemische Forschung wird eine zentrale Rolle für die Energiewende spielen.

Wie kann die Forschung an ihrem Institut die Energiewende beeinflussen

Eines muss klar sein: Wir betreiben Grundlagenforschung, wir treffen keine politischen Entscheidungen. Das heißt: Wir schaffen nur Grundlagen, stellen Optionen bereit - ob die Gesellschaft sie dann tatsächlich nutzt, entscheiden nicht wir. Wir schauen uns in der Natur an, wie Energie produziert und gespeichert wird und versuchen, diese Abläufe zu verstehen. Auf dieser Grundlage entwickeln wir so etwas wie Bauanleitungen. Dieses neue Wissen bildet dann die Basis für neue Technologie, die zur Energiegewinnung und- speicherung entwickelt wird. Die letzte Entscheidung darüber, ob solche neuen Möglichkeiten auch wahrgenommen werden, trifft aber die Gesellschaft, letztlich die Politik.

Wie schätzen sie das Verständnis der Politik für ihre Arbeit ein?

Die Politiker müssen verstehen, dass es bestimmte Fakten gibt, die sich nicht einfach ändern lassen. Als Naturwissenschaftler wissen wir, es gibt bestimmte Naturgesetze, die lassen sich nicht ändern. Politische Überzeugungen kann man ändern, den zweiten Satz der Thermodynamik nicht. Das heißt konkret: Politiker müssen akzeptieren, dass wir als Wissenschaftler die Bedingungen, unter denen das System Natur funktioniert, nicht einfach ausklammern können. Sie müssen uns vertrauen, dass wir die Fakten kennen. Im Gegenzug müssen wir aber auch bereit dazu sein, erklären zu können, warum unserer Forschung für die Gesellschaft relevant ist.

Wir stellen uns dieser Aufgabe.