Nach dem Mülheimer Backsteintheater und der Kleinen Bühne für die reifere Generation sind seit September vergangenen Jahres mit der Jungen Bühne schauspielbegeisterte Menschen jeden Alters unter dem kulturellen Dach des Evangelischen Krankenhauses vereint. Das jüngste „Kind“ entwickelt sich weiter. Die erste Spielzeit mit zwei Kursen ist ambitioniert gelaufen und – ausbaufähig. „Es gab so viel Nachfrage, dass wir mit einem Schnupperkurs für Acht- bis Elfjährige starten wollen“, sagt Hildegard Schroeter-Spliethoff.

Zwei Kurse gibt ers bereits. Die Theaterpädagogin und Lehrerin an der Willy-Brandt-Gesamtschule betreut mit den 11- bis 14-Jährigen aller Schulformen die jüngere Gruppe. Die meisten „machen weiter und haben sich zum neuen Kurs angemeldet“. Ein Alter, bei dem es durch andere Aktivitäten und Interessen zunehmend schwieriger wird, Kinder und Jugendliche bei der Stange zu halten. Und so wundert sich Hildegard Schroeter-Spliethoff, „mit welch’ unheimlicher Begeisterung, Kreativität und Durchhaltevermögen sie dabei sind.“ Nur zwei Kinder seien abgesprungen. „Alle anderen kommen jede Woche zu den Proben und sie gehen verantwortungsvoll mit ihrer Aufgabe um.“

Sich entdecken, neu erfinden, ausprobieren, an Grenzen gehen, ein Wir-Gefühl entwickeln und im Rampenlicht stehen – das alles passt zur Pubertät. Der Spaß am Rollenspiel ist zumeist weiblicher Natur – 17 Mädchen und ein Junge machen im Kurs A mit. Dabei werden keine Texte gepaukt, sondern durch Improvisationen und eigene Ideen entstehen Theaterstücke.

In den vergangenen Tagen machte sich der Schauspielnachwuchs mit ihrer Leiterin an die Bühnenbildmalerei zu „Momo“ von Michael Ende. Passend zum Thema der „geklauten „Zeit“ wurden Uhren auf der Terrasse der Proberäume in der Alten Villa an der Schulstraße 10 gemalt, wo das Stück Mitte Oktober zur Premiere kommen soll. Dort wird auch einmal in der Woche zwei bis drei Stunden geprobt.

Nach den Sommerferien startet auch ein zweiter Kurs der „Jungen Bühne“ wieder durch mit der etwas älteren Gruppe der 14- bis 17-Jährigen unter Regie von Dr. Heribert Lochthove. Der Lehrer am Otto-Pankok-Gymnasium und Backsteintheater-Regisseur probt mit den schauspielbegeisterten Jugendlichen „Die Räuber(innen)“ von Friedrich Schiller – in einer femininen Version.

So schlägt der jüngste Sprössling des gestandenen Amateur-Theaters zukunftsfähige Wurzeln. „Die neuen Impulse“, so Leiter Michael Bohn, „die die Junge Bühne ins Backsteintheater trägt, werden auch die Entwicklung des Krankenhaustheaters nachhaltig prägen“.