Wer nutzt den neuen Einkaufsführer? Thomas Biesgen von den Ruhrpottlocals würde ein Online-Führer viel besser gefallen
Die Stadtmarketinggesellschaft MST hat einen neuen Einkaufsführer herausgegeben, der 250 Adressen auflistet. MST-Chefin Inge Kammerich möchte nichts beschönigen, stellt aber fest: „Die Innenstadt ist noch besser als ihr Ruf“.
Aber schaut in den Einkaufsführer denn überhaupt jemand rein oder ist das ein Ladenhüter? In der Buchhandlung Fehst wie auch im Teeladen an der Leineweberstraße haben schon einige Kunden danach gefragt. Michael Fehst findet den Führer sinnvoll und kann sich vorstellen, dass da jeder auf etwas Unbekanntes stoße. Er könne aber nicht sagen, dass er durch den Führer neue Kunden gewonnen hätte. Das weiß immerhin Ellen Erb, die in der Nadelpracht am Dickswall Wolle und mehr anbietet. Gerade weil die Läden, die sich als Stadtrandperlen zusammen geschlossen haben, abseits liegen („gibt’s überhaupt noch ein richtiges Zentrum?“), findet sie einen solchen Führer wichtig. Davon ist auch Wolfgang Pins, Center-Manager des Forums überzeugt. „Der gehört wie das Telefonbuch in jeden Haushalt“.
Für Thomas Biesgen von den Ruhrpottlocals am Löhberg dagegen bringt der Einzelhandelsführer nichts. „Da schaut doch keiner rein“, ist er überzeugt. Deshalb habe er im Gegensatz zum ersten Mal von 18 Monaten jetzt auch nicht mehr mitgemacht. Inzwischen sei der Laden bekannt. „Das ist ein altes System. Nicht mehr zeitgemäß“, findet er. Längst gebe es Einkaufsführer in Online-Form. Er ist ein Fan von Foursquare, einem standortbezogenen sozialen Netzwerk, das auf einem Navigationssystem aufbaut. In anderen Städten nutze er selbst das System, um sich mit Hilfe seines Handys beispielsweise zu einer Pizzeria in seiner Umgebung leiten zu lassen. Und durch die Kommentare wisse er gleich, was ihn dort erwarte. Mann könne sich auch alle Friseure der Umgebung anzeigen lassen. „Wenn die Stadt sich in ein solches System einbinden würde, wäre das super“, findet er.
Apotheker Patrick Marx hat ebenfalls auf einen erneuten Eintrag verzichtet. Er findet den Führer aber grundsätzlich gut, glaubt nur nicht, dass er als Apotheker in zentraler Lage davon profitieren könnte. Er findet, dass darin jeder Entdeckungen machen könne. „Generell finde ich, sollte jeder Mülheimer in seiner Stadt einkaufen, ich zumindest versuche das privat möglichst konsequent“, sagt er.