Die Tafel verteilt seit fast 13 Jahren Lebensmittel. Mitarbeiter stehen bereit, die dafür sorgen, dass es bei der Verteilung gesittet zugeht, kein Kind verloren geht, kein Senior bedrängt wird. Inzwischen werden an die Wartenden Nummern verteilt, so dass die Reihenfolge feststeht und man weiß, wie viele gekommen sind. So kann man abschätzen, wie die gespendeten Waren verteilt werden, damit keiner ganz leer ausgeht.
„Wir entscheiden das jeden Tag neu“, erklärt Betriebsleiter Michael Farrenberg. Manche Waren, von denen nur wenig gespendet wurde, reichen dann eben nur für die ersten 15. So kommt es schon mal zu Diskussionen, wenn der 16. in der Reihe etwas nicht mehr haben kann.
Michael Farrenberg erinnert sich noch heute gut an einen Vorgang, bei dem ein Großhandel einen riesigen Schweinebraten gespendet hatte: Nur den einen, und die Tafel-Mitarbeiter sind angewiesen, Verpackungen nicht aufzureißen. Als der glückliche Empfänger mit dem Braten an der Reihe der Wartenden vorbeispazierte, wuchsen die Begehrlichkeiten. „Jeder hatte nur noch eine Frage: Wo ist der Schweinebraten?“ – berichtet Farrenberg.
Auch Mitarbeiter des Diakoniewerks Arbeit & Kultur, Ein-Euro-Jobber oder Bürgerarbeiter und selbst nicht auf Rosen gebettet, können Lebensmittel von der Tafel bekommen. Auch sie stellen sich, an einer zweiten Ausgabe, an, und bekommen, für alle sichtbar, nicht mehr eingepackt als andere. Für Mitarbeiter, die nicht selbst zur Ausgabe kommen können, werden auf Wunsch Tüten gepackt, die sie dann auch später abholen können. „Was da drin ist, wird kontrolliert“, sagt Michael Farrenberg. „Zweimal in der Woche, ohne festen Termin.“ Sollte sich jemand selbst zu üppig bedient haben „so bleibt das nicht ohne Konsequenzen“, betont der Betriebsleiter. „Wir nehmen das wieder heraus und es hat auch Folgen.“
Zur Tafel kann jeder kommen, es wird nicht kontrolliert, wie bedürftig jemand ist. Wer sich dort anstellt, ist öffentlich sichtbar, für viele wohl kein leichter Gang. Manche Menschen stehen schon sehr früh da und warten. Es strukturiert den Tag, wenn man sonst nicht viel zu tun hat, man trifft sich, hat Ansprache. „Wir bekämpfen mit der Tafel nicht die Armut“, betont Ulrich Schreyer, der Geschäftsführer des Diakoniewerks Arbeit & Kultur. „Aber wir machen es Menschen etwas leichter, die es nicht leicht haben“.