Herr Lison, ist Mülheim eine wirtschaftsfreundliche Stadt?

Lison: Ja. Vieles läuft auch besser, als es in der Öffentlichkeit diskutiert wird. Zum Beispiel, dass sich jetzt Aldi am Oppspring niederlässt, ist eine der guten Nachrichten. Eine schwere Last bleibt das Kaufhof-Gebäude. Dort braucht die Innenstadt dringend eine Revitalisierung. Aber braucht sie ein weiteres Warenhaus? Wir von der Mülheimer Wirtschaft stehen mit allen Parteien, außer mit den Linken, in Kontakt, wir reden miteinander über Bedürfnisse, Notwendigkeiten für den Wirtschaftsstandort Mülheim. Das klappt gut.

Mülheim hat eine vergleichsweise sehr niedrige Arbeitslosenquote, es gibt jedes Jahr viele und gute Ausbildungsabschlüsse, die Jugendarbeitslosigkeit ist gering. Was macht den Erfolg aus?

Es ist vor allem der Verdienst des Mittelstandes, der in Mülheim sehr erfolgreich und innovativ arbeitet. Die Konjunktur läuft für den Mittelstand ausgesprochen gut. Es gibt ein gutes Auftragspolster. Auch der Handel hat sich positiv entwickelt.

Die Stadt Detroit ist pleite, Mülheim ist mit einer Milliarde ebenfalls extrem verschuldet. Sehen Sie einen Ausweg in absehbarer Zeit?

Was den Städten in den vergangenen Jahren aufgebürdet wurde, konnten sie nicht bewältigen. Wir brauchen grundsätzlich auf Landes- und Bundesebene eine Neuordnung der kommunalen Finanzausstattung. Anders geht es nicht. Auf keinen Fall können Städte das Problem über weitere Steuererhöhungen lösen. Mit der Haushaltsführung der Stadt kann ich allerdings nicht zufrieden sein. Es ist kein richtiges Sparen angesagt.

Die Unternehmen klagen immer mehr über Fachkräftemangel, wie weit kann die junge Hochschule Ruhr West Entspannung bringen?

Bildung und Ausbildung werden immer wichtiger. Die Wirtschaft engagiert sich daher von Beginn sehr stark für die Hochschule, und das ist gut für alle. Davon profitieren die Unternehmen und die jungen Leute, die frühzeitig Kontakt zu Unternehmen bekommen. Wir haben Stiftungsprofessuren, ein effektives Stipendienprogramm und eine duale Ausbildung mit der Hochschule.

In Mülheim wird derzeit der ÖPNV intensiv diskutiert. Es geht auch um Bus statt Bahn.

Wir brauchen in der Stadt eine Verkehrsinfrastruktur, die alle Unternehmen anbindet, so dass die Menschen ihre Arbeitsplätze erreichen. Betriebswirtschaftlich ist eine Straßenbahn Luxus.