Herr Dr. Dönnebrink legt als Chef der BHM zu Recht den Finger in die klaffende Wunde: die verkehrlich überflüssige und geldvernichtende Tunnelstrecke der Straßenbahn unter der Ruhr zum Hbf. und weiter Richtung Dümpten sowie die (Tunnel-)Strecke der U 18.
Die Lösung liegt aber nicht im Gewaltakt eines kompletten Abschieds vom Schienenverkehr und nicht darin, alles so zu lassen, wie es ist. Die Lösung liegt im Abschied vom (Ruhr-)Tunnel. Das wird nicht von heute auf morgen gehen. Aber bei konsequenter Umsetzung und dem politischen Willen, zu einem weitgehend oder komplett oberirdischen, modernen und damit attraktiven Straßenbahnnetz zurückzukehren, kann man dieses in den nächsten Jahren und Jahrzehnten erreichen.
Die Straßenbahnen der Linien 102 und 901 müssen auf die Straße zurück. Das bedeutet für die MVG Entfall der Tunnelkosten und für die Fahrgäste kurze Ein- und Umsteigewege, also Beförderungsqualität, nicht zuletzt in der so gebeutelten Innenstadt. Gerade vor dem Hintergrund der Altersstruktur der Bevölkerung ist dies zu bedenken. Nicht der Schienenverkehr ist an der Finanzmisere des Mülheimer Nahverkehrs schuld, sondern die überdimensionierte Infrastruktur der Tunnelstrecken. Die Straßenbahn muss wieder an die Erdoberfläche, von Broich und Speldorf muss man wieder über die Schlossbrücke mit der Straßenbahn in die Stadt fahren und nicht mehr durch den Tunnel. Und die Straßenbahn, nicht zuletzt auch aus Richtung Holthausen und Kahlenberg, darf nicht mehr nur über die Stadtmitte fahren, sondern muss den oberirdischen Weg zum Hauptbahnhof finden.
Was die U 18 betrifft, sollte mit der Stadt Essen überlegt werden, ob langfristig, wenn eine Grundsanierung der Strecke ansteht, nicht wieder eine Umspurung auf die ursprüngliche Meterspur Sinn machen würde. Dann hätte man in Mülheim und Essen wieder ein einheitliches Schienennahverkehrsnetz, so wie es bis 1974 existierte! Ein erster Schritt zum Einstieg in den Ausstieg aus dem Straßenbahntunnel kann durchaus die von Herrn Dr. Dönnebrink vorgeschlagene Schließung des wenig genutzten U-Bahnhofes „Schloß Broich“ sein, um die Betriebskosten zu sparen.
Städtepartnerschaften dienen nicht zuletzt dazu, vom Partner zu lernen. Die Stadt Tours in Frankreich eröffnet am 31. August nach 64 Jahren der Straßenbahnabstinenz ein hochmodernes Straßenbahnsystem, ohne Tunnel!