Mülheim geht voran: Die Stadt wird am Montag mit einem Festakt eine Erklärung zur Würde und Lebensqualität Pflegebedürftiger und der sie Pflegenden abgeben. Die Erklärung soll ein ethisches Leitbild sein für einen menschenwürdigen Umgang mit pflegebedürftigen Menschen, denen, die sie pflegen, und Angehörigen.

Es ist eine beachtenswerte Leistung für die Stadtgesellschaft, was da aus einer Initiative 2010 von stationären Einrichtungen und ambulanter Pflege in Gang gesetzt worden ist. Sich in einer immer älter werdenden Gesellschaft Gedanken darüber zu machen, wie menschenwürdiger Umgang miteinander möglich sein kann, ist notwendig. Wer selbst mal mit pflegebedürftigen Angehörigen Alltagserfahrungen gemacht hat, wird wissen, dass es noch einen breiten Raum für Verbesserungen im Umgang miteinander gibt. Mülheim macht sich hier auf den Weg. Eine wahrlich lobenswerte Initiative. Menschen müssen mehr wert sein als das, was auf der Rechnung für eine Dienstleistung steht.

In dieser Woche dominierte aber doch wieder das Geld die Schlagzeilen. Ungelöstes Problem bleibt der Zuschussbetrieb Nahverkehr. Es ist nur richtig, dass Dr. Hendrik Dönnebrink als Chef der Beteiligungsholding den Finger in die Wunde legt: Mülheim leistet sich mit nicht einmal mehr 170 000 Einwohnern eine ÖPNV-Infrastruktur, die den Schuldenberg Jahr für Jahr viel stärker wachsen lässt als es der Nahverkehr in anderen Städten tut.

Die politische Mehrheit hat die Zukunft der Straßenbahn beschlossen. Sie muss nun aber auch gegenüber den Bürgern verantworten, dass dies laut Dönnebrink gleichbedeutend damit ist, dass Mülheims Schuldenberg in 30 Jahren noch einmal um 600 Mio. Euro wächst. Kann man das verantworten?

Rechtfertigen müssen wird sich in der kommenden Woche auch Personaldezernent Dr. Frank Steinfort. Er verantwortet den Deal, nach dem der über seine peinliche Dienstwagen-Affäre gestolperte Flughafen-Geschäftsführer ab Oktober fürs Spazierengehen bezahlt werden soll, weil die Stadt keine adäquate Aufgabe für ihn habe. Geld fürs Nichtstun – da wird mancher Bürger kaum Verständnis für aufbringen.