Mülheim. .

Allein am Freitag haben Landwirt Jochen Unterhansberg und seine Erntehelfer rund 500 Kilo Erdbeeren weggeworfen, und damit etwa jede zweite Frucht, die sie an diesem Tag mühselig vom Feld geholt haben. Ärgerlicher Grund ist eine Pilzinfektion, die resultiert aus der Kälte und Nässe vergangener Wochen. Die roten Früchte – ansonsten Sommerboten par excellence – verfaulen zurzeit reihenweise auf Mülheims Feldern. „Da kriegen sie nur noch Tränchen in die Augen“, so der Bauer vom Buchholz-Hof.

Der 51-Jährige spricht von der schlechtesten Saison im vergangenen Jahrzehnt; was das Schmuddelwetter für die Geldbörse bedeutet, weiß er allerdings noch nicht. „Wir pflücken ja noch bis September.“ Da auch die Spargelzeit unerfreulich verlaufen ist, „macht das diesmal echt keinen Spaß“. Doch es gibt auch in diesem Spiel Gewinner: Dem Kürbis gefällt die Witterung – „der wächst schön heran“.

Und vielleicht gibt’s ja noch ein Happy End für die Erdbeere 2013. Möglicherweise schon an diesem Wochenende – darauf zumindest hofft Andreas Bolten vom Dümptener Bauernhof. Denn laut Wetterbericht zieht heute der Sommer ein: „Jetzt muss es also passieren!“

Bolten hat ebenfalls gelitten in den vergangenen Wochen, und er weiß schon jetzt: „Bei den Erdbeeren steht dieses Jahr definitiv eine rote Zahl.“ Ein Drittel seiner Ernte habe er abgeschrieben; die Früchte bleiben einfach hängen – „weil der Verlust so kleiner ist, als wenn wir sie pflücken und verkaufen“. Das liege auch daran, dass die Preise eingebrochen sind, so der 36-Jährige. Die Früchte seien rund drei Wochen später reif geworden als normalerweise, dann aber in Massen auf den Markt gekommen. Das Angebot war größer als die Nachfrage, „weil bei schlechtem Wetter auch die Lust auf die Erdbeere nicht so ausgeprägt ist“. Beim Discounter gab’s die Schale zwischenzeitlich für 79 Cent – „das ist nichts anderes als bloßes Entsorgen der Ware“, kritisiert der Bauer. Er bietet sein Obst daher nur noch im Hofladen an: für 2,50 Euro pro Box. Und fürs nächste Jahr will er Folientunnel anlegen. Dann beginnt die Saison auf alle Fälle früher – egal, was das Wetter für Kapriolen schlägt.

Auch anderen Bauern macht die Witterung zu schaffen. Karl-Wilhelm Kamann vom Hof am Kolkerhofweg (68) zum Beispiel rechnet mit einer Einbuße von rund zehn Prozent bei Weizen und Mais. „Das tut weh“, sagt er, „weil’s direkt vom Gewinn runtergeht.“ Und Kirstin Vedder (43) vom Hofladen „Apfelrot und Suppengrün“ an der Kölner Straße hat das üble Wetter vor allem bei Wirsing, Spitzkohl und Blumenkohl bemerkt: „Der stand lang unter Wasser und ist deshalb vergammelt.“ Mittlerweile aber habe sich die Situation normalisiert – jetzt gibt’s guten deutschen Kohl zu anständigen Preisen.

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Auch die Spargelsaison bereitete diesmal wenig Freude, sagt Landwirt Jochen Unterhansberg. Das Königsgemüse reifte wegen des kühlen Wetters mit großer Verspätung und in geringer Menge heran. Außerdem war die Lust auf Spargel beim Kunden nicht so ausgeprägt wie in anderen Jahren, so Unterhansberg.

Der Landwirt schätzt seine Umsatzeinbuße beim Spargel auf rund 20 bis 30 Prozent.