Selbeck.
. Es ist 16.30 Uhr als auf der Kölner Straße in Richtung Mülheim kaum nur noch Schleichtempo möglich ist. „Es sind jetzt schon mehr Autos als sonst“, sagt ein Anwohner. Sie tragen die Kennzeichen E, BOT, HER, ME oder WES. Was erst, wenn der richtige Berufsverkehr einsetzt, fragt er und überlegt schon seine Route für morgen.
Deutlich länger werden Saarner und Selbecker auch in den nächsten Tagen unterwegs sein, wenn sie nach Hause wollen, weil mehr und mehr Pendler als sonst die „Abkürzung“ durch ihren, den südlichen Mülheimer Stadtteil nehmen werden, statt über die A3.
„Das liegt an den Navis“, glaubt der Anwohner, dank „Traffic Message Channel“ (TMC) kalkulieren sie anhand von Staumeldungen eine neue Strecke. Und leiten dann, vermutet er, über die Kölner Straße um. Die Vorgaben von Straßen.NRW werden so auch von Ortsunkundigen umgangen. Man müsste TMC so steuern, dass diese Straße von der Umleitung ausgenommen werde, sagt der Anwohner.
Indes knobelt eine Selbeckerin gedanklich an ihrer neuen Route, um ab sofort schneller nach Essen zu kommen. Was schlägt die Ortskundige vor? „Das verrate ich Ihnen doch nicht, sonst fahren ab morgen alle dort lang“, entgegnet sie entrüstet. Solches Wissen wird nur unter der Hand weiter gegeben.
Noch am Montagmorgen war Rolf Gentges, Vorsitzender des Selbecker Bürgervereins, vorsichtig optimistisch: „Ich bin doch überrascht, wie wenig der Verkehr zugenommen hat.“ Einige Lkw mehr hat Gentges verzeichnen können, doch die Selbecker Bürger rechneten mit deutlich mehr Stop-and-Go-Situationen, räumt er ein, „es war aber größtenteils ein ständiger Fluss“.
Lieber einen Bus früher
Doch die Hoffnung für den verkehrsbelasteten Stadtteil könnte sich schnell zerstreuen. Denn wie sich die Autofahrer in den kommenden drei Monaten, während die Ruhrtalbrücke gesperrt ist, verhalten werden, ist schwer zu sagen. Viele Selbecker rechnen aber mit noch längeren Fahrtzeiten als ohnehin schon üblich sind.
Schüler Erik plant indes, ab morgen eine halbe Stunde eher aufzustehen, um den früheren Bus zur Realschule Broich zu nehmen. Zum Glück sind bald Ferien. Doch auch der Bus kommt um die Kölner Straße nicht herum. „Sein Auto zu Hause zu lassen, ist für uns deshalb keine Alternative“, sagt die Mutter.
Wer könnte vom Stau profitieren? Vielleicht ein Café an der Straße. Bei „Apfelrot und Suppengrün“ hofft man jedenfalls, dass der zähe Verkehrsfluss auf der Kölner auch mehr Gäste in das Geschäft spülen könnte.