„Ich habe ein Chromosom mehr als Ihr im Publikum“, sagte nicht ganz ohne Stolz der 21-jährige Damian. Der junge Mann mit dem Down Syndrom gehört genauso wie Tiziana, Jerome und Remo zum schweizerischen Ensemble „Theater Hora“, das bei den „Impulsen“ im Ringlokschuppen vom begeisterten Publikum gefeiert wurde.
Best-of der freien Theater
Das Festival „Impulse“ zeigt seit nunmehr über 20 Jahren die besten Produktionen der freien Theater-Szene aus dem deutschsprachigen Raum. Unter der neuen künstlerischen Leitung von Florian Malzacher gehört für die „Impulse Theater Biennale 2013“ in diesem Jahr auch Mülheim zu den Orten, an dem junge kreative Theatermacher ihre Kunst zeigen.
So waren im Ringlokschuppen zur Eröffnung des Festivals, das noch bis zum 6. Juli dauert, am Freitag das Theater Hora aus der Schweiz, Kattrin Deuferts und Thomas Plischkes Entropisches Institut Mülheim und das Ensemble von „Showcase Beat Le Mot“ zu Gast, die den Theaterfans doch recht ungewöhnliche Bühnenkunst präsentierten.
Das Schweizer Theater Hora, das mit dem französischen Choreographen Jerome Brel zusammenarbeitet, nimmt sich seit vielen Jahren mit seinen behinderten Schauspielern das Recht, in einer nicht unbedingt Behinderten-freundlichen Gesellschaft mit seinen Akteuren sichtbar zu sein und Theater gegen die Ausgrenzung zu spielen. Bei den „Impulsen“ stellte sich das Ensemble mit „Disabled Theater“, einer der erfolgreichsten freien Theaterproduktionen der letzten Jahre, vor. Dabei wurde bewiesen, dass diese besonderen Schauspieler mit ihrer Präsenz eine Theaterbühne bereichern können.
Zehn Stühle und zehn junge Leute warten im Scheinwerferlicht. Regisseur Jerome Bell lässt seinem Ensemble viel Zeit. So stellt sich jeder zunächst einmal vor, nennt sein Alter und seinen Beruf – immer den des „Schauspielers“ selbstverständlich.
Jeder sagt seine Meinung
Zur von den jungen Leuten selbst ausgesuchten Musik wagen die vitalen Akteure dann eine tänzerische Choreographie. Und dann darf noch Jeder seine Meinung zu diesem Stück sagen, die mit kleinen Einschränkungen doch sehr gut ausfällt.
Jerome Bell ist es mit dieser sehr speziellen Dramaturgie gelungen, die jungen Schauspieler aus der Reserve zu locken und sich trotz ihrer Behinderung mit ihrem Spiel einem großen Publikum zu präsentieren, das diese mutige Inszenierung, in der Jerome Bells Regie große Gelassenheit und Wertschätzung offenbart, bestens honorierte. Und so gab es dann viel Beifall für Jerome Bell und die jungen Gäste aus der Schweiz.