Mülheim. .

Geschlafen wird im Zelt mitten in der schönen bajuwarischen Natur, abends prasselt das Lagerfeuer, morgens gibt’s die Brötchen frisch aus der nahen Backstube des Bäckers Hackl ans Zelt. Zwischen Abenteuer und Erholungsurlaub liegt das Jugendcamp des Karnevalvereins Prinzengarde Rote Funken 1958. „Es ist unser Alternativangebot zu Gameboy, Handy und Co.“, sagt Fahrt-Leiterin Miriam Strzechowski.

Denn für die Funken ist die Sommertour nach Pfistermühle seit vielen Jahren ein wichtiger Beitrag zur Jugendarbeit in Mülheim auch außerhalb der jecken Zeit – und übrigens nicht nur für Vereinsmitglieder, mitfahren kann jeder zwischen 8 und 16 Jahren.

Spaß und Werte

„Wir wollen aber nicht nur Spaß miteinander haben, sondern auch Werte vermitteln“, macht Strzechowski das Konzept deutlich: Lernen, wie man aufeinander zugeht, wie man sich aufeinander verlässt. Auch die täglichen Pflichten – sauber machen, Toilettendienst, beim Kochen helfen – müssen eingehalten werden. „Eben wie in einer richtigen Familie“, sagt die Leiterin.

Drei erlebnis- wie lehrreiche Wochen verbringen rund 25 Jungs und Mädchen sowie sechs Betreuer und ein Sozialarbeiter auf dem Gelände der Bäckerfamilie Hackl nahe Regen im Bayrischen Wald. Sie lernen vor Ort, wie Brot gebacken wird, im nahen Freibad machen einige ihr erstes Schwimmabzeichen. Zur Lagerolympiade unterstützen sich die Kinder gegenseitig, entdecken ihre Stärken und wachsen über sich hinaus.

Eltern fragen: "Wie habt ihr das geschafft?"

Abends am Lagerfeuer bei Stockbrot und Marshmellows wird gemeinsam über den Tag geredet: Was war gut, wo gab es Stress – nebenbei lernen sie die friedliche Art der Konfliktlösung, „denn der Ton macht die Musik“.

Dass dieses heimliche pädagogische Konzept von vielen Jugendlichen gut angenommen wird, merkt Miriam Strzechowski immer wieder an kleinen und großen Gesten: „Manche Dinge ändern sich dann auch zu Hause, dann fragen uns Eltern: Wie habt ihr das geschafft?“ In einem anderen Fall sparte ein Kind sein Taschengeld für ein rotes Stoffherz und gab es der Leiterin: „Das war eines meiner rührendsten Erlebnisse“, sagt Strzechowski.

Urlaub auch für finanzschwache Familien

Seit zwölf Jahren ist Strzechowski – die übrigens auch Kassiererin bei den Roten Funken ist – mit unterwegs, angefangen hat sie im Zeltlager als Köchin, 2009 übernahm sie die Leitung. „Ich finde es gut, dass der Verein so hinter diesem Projekt steht“, sagt sie. Denn als vor einiger Zeit die Kolpingfamilie aus der Trägerschaft ausstieg, war die Zukunft des Lagers gefährdet.

Die unsichere Zeit ist nun vorbei. „Zum Glück“, sagt Miriam ­Strzechowski, „denn damit können wir gerade finanzschwächeren und bildungsschwächeren Familien einen Urlaub für ihr Kind ermöglichen.“