Müssen Rat und Verwaltung in Sachen Schulstandort Bruchstraße nachsitzen? Im März hatte die Bezirksregierung die Stadt „gebeten“, die Max-Kölges-Schule zu schließen und die Aufnahme neuer Schüler im Konjunktiv in Frage gestellt. In der vorletzten Post der Bezirksregierung (die NRZ berichtete) hieß es, die Bezirksregierung habe da nur eine „Empfehlung“ ausgesprochen. Gestern erklärte die Behörde nun, ihre Bitte sei als Empfehlung mit zwingendem Charakter zu verstehen gewesen (s. Kasten). Vor dem Hintergrund der jüngsten Entwicklung bat die NRZ den Konrektor der Max-Kölges-Schule, Norbert Schultheis, zur schulpolitischen Nachlese und Vorausschau.
Fühlen Sie sich von der Schulverwaltung und von Ratsmehrheit, die hinter dem Auslaufen Ihrer Schule stehen, verschaukelt?
Ja sicher. Wir wurden nach dem ersten Schreiben der Bezirksregierung, zwei Tage, vor den Osterferien von der Schulverwaltung angewiesen, den 16 Eltern, die damals ihre Kinder bei uns angemeldet hatten, unverzüglich mitzuteilen, dass sie ihre Kinder an einer anderen Schule anmelden sollten, weil unsere Schulen auslaufen müsse. Die Stadt hat uns damals gesagt, die Bezirksregierung will das so. Deshalb hat man über unsere Köpfe hinweg, Tatsachen geschaffen.
Haben Sie Ihre Bedenken auch damals schon gegenüber der Verwaltung geäußert?
Vor den Osterferien haben wir bei der Verwaltung niemanden mehr erreichen können und mussten die Anweisung umsetzen. Später haben wir den Brief der Bezirksregierung dann auch gelesen und unsere Bedenken geäußert, weil wir von Anfang an Zweifel hatten, dass man aus diesem Schreiben eine rechtsverbindliche Anweisung herauslesen könnte. Jetzt zeigt sich, dass eine Entscheidung getroffen wurde, die juristisch gar nicht abgesichert war, weil man uns weghaben wollte. Stattdessen hätte man nach dem erfolgreichen Bürgerentscheid für den Erhalt der Schule auch sagen können: Wir stehen zu euch. Macht erst mal weiter bis zum Mai 2014. Dann hätte niemand der Stadt vorwerfen können, das Recht zu biegen.
Was sind die Folgen der politischen Mehrheitsentscheidung des Rates für das Auslaufen des Schulstandortes?
Zwei von 28 Lehrern haben sich bereits versetzen lassen. Acht weitere haben einen Versetzungsantrag gestellt, weil sie sehen, dass man unsere Schule abgeschrieben hat und sich verständlicherweise Sorgen um ihre Zukunft machen. Außerdem können wir jetzt keine neuen Schüler mehr für uns gewinnen.
Gibt es nach der aktuellen Wendung vielleicht doch noch eine Chance für den Schulstandort Bruchstraße?
Im Moment ist die Situation noch sehr vage und man muss davon ausgehen, dass die Schule 2016 ausläuft. Aber wenn die Ratsentscheidung doch noch juristisch erfolgreich angefochten und der Rat eine klare Schulentwicklungsplanung mit einem Schulstandort in Eppinghofen beschließen würde, könnte das ein Licht am Ende des Tunnels sein. Doch ich gehe davon aus, dass das erst nach der Kommunalwahl 2014 entschieden wird. Dann werden die Karten neu gemischt. Und ich halte es mit Blick auf die Kommunalwahl nicht für unrealistisch, dass das Bündnis für Bildung zu einer politischen Bürgerbewegung wird, hinter der immerhin 18 000 Ja-Stimmen aus dem Bürgerentscheid stehen.
Hat der Schulstandort Bruchstraße noch eine Zukunft oder ist der Zug schon abgefahren?
Wenn das Bündnis für Bildung oder Wir-Linke vor Gericht Recht bekämen und sich politisch nichts täte, hätten wir zwar Recht bekommen, stünden aber nur noch als Restschule da, weil die Lehrer weg sind und keine neuen Schüler kommen. Aber wenn sich politisch 2014 etwas tun sollte und wir in der Schulentwicklungsplanung eine klare Perspektive bekommen, dann bleiben auch die Lehrer bei uns und wir können auch Eltern davon überzeugen, ihre Kinder bei uns anzumelden.
Wie könnte die Schule der Zukunft an der Bruchstraße aussehen?
Wir haben im Bürgerbegehren nicht für die Hauptschule, sondern für den Schulstandort Eppinghofen gekämpft. Ich könnte mir an unserem relativ zentralen Standort zum Beispiel eine Sekundarschule oder auch die Dependance einer Gesamtschule vorstellen. Wenn die Stadt die Eltern befragen würde, ob sie eine Sekundarschule haben wollen, könnte ich mir vorstellen, dass wir hier gute Chancen haben.