Taxifahren ist nicht leicht in Mülheim, vor allem nicht für die Taxifahrer selbst, die schweren Zeiten trotzen - sei es als Hauptberuf oder um sich die Rente aufzubessern.
Der 49-jährige Tuncay Kalkan unterhält sich mit seinen Kollegen am Taxistand des Hauptbahnhofes. „Viel zu tun gab es heute wieder nicht“, berichtet der Taxifahrer, der sich zu seiner Frührente ein kleines Taschengeld dazu verdienen möchte. Um halb sieben hat er seine Schicht begonnen und musste zwei Stunden bis zur ersten Fahrt warten. „Dann ging es aber auch nur sehr zäh weiter. Ich hatte nur vier bis fünf Fahrten und bin schon fünfeinhalb Stunden im Dienst.“
Ob man die Taxilizenzen weiter limitieren sollte, wie in Essen geschehen, darüber möchte Kalkan nicht entscheiden: „Klar wäre das für mich und meine Kollegen besser, weil wir mehr zu tun hätten. Aber ich finde das nicht fair.“ Die Probleme der Taxifahrer sind dabei sehr pragmatischer Natur: Sie wünschen sich eine Toilette am Hauptbahnhof und eine Erlaubnis die Schloßstraße befahren zu dürfen, denn dort sind viele Patienten von Krankenfahrten an den Arztpraxen einzusammeln.
Die großen Taxiunternehmen, fünf Stück an der Zahl in Mülheim, wissen, warum so wenig zu tun ist. Große Sorgen machen Hans-Rainer Glahn von Call-Cars „die steigenden Spritpreise und die sinkende Fahrgastzahl.“
Sein Kollege Yücel Aydin von der MTZ Taxizentrale hat auch eine treffende Analyse des Problems parat: „Wir haben momentan eine Geschäftsflaute. Andere Firmen haben wenig zu tun und das zieht sich natürlich hin bis zu den Taxifahrern.“
Randolf Stephany von Taxi Stephany sieht ein generelles Problem in der Struktur des Taxi-Gewerbes: „Taxen werden immer zu Stoßzeiten gebraucht und stehen dann am Tag lange rum.“ Ihm machen zusätzlich die steigenden Benzin- und Werkstattpreise Sorgen, eine Preiserhöhung für Mülheim wird daraus resultieren.
Holger Goldberg von der Fachvereinigung Personenverkehr Nordrhein Taxi-Mietwagen stimmt zu: „Es gibt zu viele Taxen. Der Markt ist übersättigt.“ Zudem prophezeit auch er eine Tariferhöhung für Mülheim, um „die Preise den steigenden Kosten anzupassen.“ Besonders viele Sorgen macht ihm der viel diskutierte gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro: „Bei einer Festanstellung wird ein Taxifahrer ungefähr 6,50 Euro pro Stunde bekommen, da ist man weit vom Mindestlohn entfernt. Den werden viele Taxiunternehmen nicht umsetzen können und pleite gehen.“