Das Ergebnis war deutlich und es war bindend. Am 22. April 2012 erzwangen fast 18000 Mülheimer in einem Bürgerentscheid den Erhalt des Schulstandorts an der Bruchstraße und zwar bis mindestens April 2014. Dennoch beschloss der Stadtrat am 16. Mai diesen Jahres das Auslaufen der Max-Kölges-Schule. Warum? Weil die Bezirksregierung Düsseldorf uns mangels Schülerzahl dazu zwingt, so hatten es CDU, MBI, Grüne, FDP und Stadtverwaltung entschuldigend erklärt und sich dabei auf ein Schreiben der Aufsichtsbehörde aus dem März berufen. Doch: Von einer Anweisung der Bezirksregierung kann gar keine Rede sein - sagt die Bezirksregierung.

Mit Datum vom 18. Juni erläutert deren Abteilungsleiter Schule, Thomas Hartmann, in einem erneuten Brief seine Sicht der Dinge. Danach habe er vor der Ratssitzung und nachdem die Kölges-Schule die notwendige Anmeldzahl um zwei Schüler verpasst hatte, lediglich eine „Empfehlung“ abgeben und die Rechtslage erläutert. Es sei Sache der Stadt, „rechtskonforme Schritte“ zu unternehmen. Hartmann schreibt dazu, was dafür unabdingbar ist: Zu klären, ob die verbleibende Hauptschule am Hexbachtal die Schüler aus Eppinghofen überhaupt aufnehmen kann. Ein Nachweis darüber aber spielte im Stadtrat keine Rolle. Schon jetzt platzt die Schule am Hexbachtal aus allen Nähten und ist auf Räume der Schule Gathestraße angewiesen.

Adressat des Briefs ist die Fraktion Wir-Linke, die im April dem ersten Schreiben Hartmanns widersprochen hatte. Dieses Schreiben hatte weitreichende Folgen. Tags darauf untersagte die Schulverwaltung der Kölges-Schule die Aufnahme von Schülern. Nachmeldungen, die regelmäßig zweistellige Größenordnungen erreichten, waren damit verhindert. Soweit es die Bezirksregierung betrifft, war das keineswegs erzwungen. Sein Schreiben aus März, präzisiert Hartmann, sei kein „rechtsmittelfähiger Bescheid“. Mehr noch: Die sozialen und schulpolitischen Gründe, die Wir-Linke für den Schulstandort auflistet, nennt Hartmann ausdrücklich „eingehend und nachvollziehbar“. Er empfehle daher, endet Hartmann, mit der Stadt über eine „Schulentwicklungsplanung“ für Eppinghofen zu sprechen - und lässt erkennen, dass er eine solche für sinnvoll hält. In Wirklichkeit aber gibt es mit der Schließung der Kölges-Schule keine weiterführende Schule mehr im Stadtteil.

Die Initiatoren des Bürgerentscheids vom Bündnis für Bildung zeigten sich gestern erschüttert. „Das ist ein starkes Stück“, sagte der evangelische Geistliche Helmut Kämpgen. „Die Bürger sind verschaukelt worden.“ Für Kämpgen ist nun klar, dass die Schule geschlossen wurde, weil die Mehrheit im Stadtrat und die Stadtverwaltung es so wollten und nicht, weil es keine Alternative gab. „Dass ein Bürgerentscheid so unterlaufen wird“, sagte Kämpgen, „hätte ich nie für möglich gehalten.“