Mülheim.
Es kracht bei den Mülheimer Bürgerinitiativen (MBI): Friedrich-Wilhelm Lemke und seine Ehefrau Birgit verlassen die Fraktion und die Wählergemeinschaft MBI. Am Montagabend verkündeten sie ihren Austritt. „Für mich ist das ein großer Verlust“, sagt Norbert Striemann, MBI-Geschäftsführer. Für ihn sei Friedel Lemke ein Ratsmitglied mit einem „besonders geschärften Urteilsvermögen“ gewesen. Aber, schränkt er ein, „Reisende kann man nicht aufhalten“.
Die Lemkes, seit zwei Wahlperioden für die MBI aktiv, konnte man nicht mehr halten. „Der Streit um die Hauptschule an der Bruchstraße war für mich neben persönlichen Differenzen der letzte Auslöser“, sagt Ratsherr Lemke, der für die MBI vor vier Jahren noch als OB-Kandidat auftrat. Der Erhalt einer weiterführenden Schule gerade in diesem Stadtteil habe für ihn und seine Frau eine überragende Bedeutung gehabt. Es ging für sie hier auch um die Frage, ob die MBI noch für die soziale Stadt eintreten. „Wir können nicht immer nur über Integration reden und sie fordern und dann so einen Schulstandort aufgeben.“ Die MBI – außer Lemke – hatten mit CDU, Grünen und FDP für das Aus der Schule an der Bruchstraße gestimmt.
Als fraktionslose Mitglieder weiterhin im Rat
Friedel Lemke, der sich unter anderem in der Kulturpolitik einen Namen gemacht hat, will – wie seine Frau in der Bezirksvertretung – als fraktionsloses Mitglied im Rat bis zur Wahl im kommenden Jahr bleiben. Ob es auch ein Abschied von der Politik sein wird, wollte er noch nicht sagen.
Den Mülheimer Bürgerinitiativen bescheinigt Lemke, dass sie sich in Strukturen festgefahren haben. Offene sachbezogene Diskussionen vermisste er zuletzt. Hinderliche Fraktionszwänge hält er in einem Stadtparlament für wenig förderlich: „Das hat sich eigentlich überlebt.“ Es gab wohl aber auch persönliche Konflikte, insbesondere mit Ratsherrn Hans Georg Hötger, von dem er und seine Frau sich mies behandelt fühlen, dem sie vorwerfen, wissentlich falsche Behauptungen über sie in Briefen aufzustellen. Auch dabei ging es um die Hauptschule.
Den Austritt nennt Fraktionschef Lothar Reinhard „schade“. Da habe man nichts mehr machen können. „Die deutliche Ablehnung des Schulstandortes durch die MBI wollten sie einfach nicht mittragen.“