Manchmal muss man einfach nur die Werbetexte lesen. Der neue Kreativkraft-Kraft zeichnet Menschen und Firmen aus, „die uns begeistern“; so einfach beschreiben es die Initiatoren um Sabine Mann und Hermann Rokitta. Das kann wenig sein oder ganz viel. Das kann Roberto Ciulli sein oder Helge Schneider oder der Metzger, der seine Bio-Rinder selbst züchtet. Wer den Oscar will, sollte einen guten Film machen. Wer den Kreativkraft-Preis haben möchte, sollte, und hier spricht wieder der Werbetext, „dem Mülheimer Alltag neue Dimension und Bewusstsein verleihen“.

Wer das tut? Mehr Menschen als man meint. 56 Nominierte in sieben Kategorien hat die gleichnamige Gruppe um Mann und Rokitta zusammengetragen, oft auf Vorschläge Dritter hin. Das ist erstaunlich, weil es von der Idee für den Preis bis zur Preisverleihung am Samstag zwei Jahre gedauert hat - und die Gruppe bis dahin auf Öffentlichkeitsarbeit weitgehend verzichtet hat. Designer Rokitta, der sonst um keine öffentliche Anregung verlegen ist, begründet das mit dem Wunsch, das Baby beschützt aufwachsen sehen zu wollen. Kommunikations-Fachfrau Sabine Mann ergänzt an der Stelle, dass sie sich gerade deswegen keine Sorgen um die nächsten Jahre mache. „Wenn das breit bekannt ist, werden wir immer mehr Kreative und immer mehr Preiswürdige finden.“

Ein „positives Gemeinschaftsgefühl“

Der Tag der Entdeckung ist nun zunächst der Samstag, 22. Juni. Der Ringlokschuppen soll ab 18.30 Uhr die Bühne sein für Gewinner und Nominierte, für ein unbeschwertes Programm, für Gespräche und Begegnungen „bis in die Nacht“, für eine Initialzündung, von der der Hamburger Rokitta sich Großes erwartet: „Es gibt in Mülheim so viel Tolles zu sehen und zu entdecken; wir müssen nur lernen, hinzuschauen und ein positives Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln“.

Doch: Dadurch, dass das hehre Ziel bislang auf einem öffentlichen Seitenweg verfolgt worden ist, dürften sich am Samstag viele Bekannte au dem Umfeld Kunst und Kreativität treffen. Gerade in diesem Bereichen verfügt Mülheim über Netzwerke. Auch die Kreativkraft-Gruppe sieht sich als ein solches. Netzwerken ist aber zu eigen, dass man ihnen beitreten muss. Der Schritt zu einem öffentlichkeitswirksamen, niederschwelligen Forum ist da sehr groß.

Auf das aber zielt der Kreativkraft-Preis letztlich ab und die für jedermann offene Veranstaltung am Samstag wird ein erstes Indiz dafür sein, ob das Ziel erreichbar ist. Dass es viel Arbeit erfordert und im Grunde ein eigenes Büro, das haben die Machen schon durchlitten. lassen sich aber nicht schrecken. Wenn die Resonanz stimmt, wenn es gelingt, unterschiedlichste Menschen zusammenzubringen, dann „trägt uns das weiter“, sagt Mann, womöglich über Mülheim hinaus. Identitätsstiftende Muster gibt es auch in anderen Städten und in der gesamten Region. „Grenzen gibt es für unseren Preis eigentlich nicht.“