Kaufen macht so viel Spaß“ – eine ganze Generation ist mit dieser Grönemeyer’schen Liedzeile aufgewachsen. Aus Spaß aber kann bitterer Ernst werden, wenn Menschen nur noch des Kaufens willen kaufen, wenn das Handeln zwanghaft wird. Kaufsucht ist eine Krankheit der Konsumgesellschaft – um Menschen, die daran erkrankt sind, will sich nun eine neue Mülheimer Selbsthilfegruppe kümmern.
Anonymität (wie bei anderen Angeboten, die sich an Süchtige richten) ist bei dem Hilfsangebot, das von einer Betroffenen initiiert worden ist, garantiert. So organisiert das Selbsthilfe-Büro des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes die Kontaktaufnahme. Die Gruppe ermöglicht den Austausch von Betroffenen. Selbst kann die Initiatorin Einblick in ihre Erfahrungen mit der Sucht geben, sie durchläuft gerade selbst eine der Therapien, die bei Kaufsucht helfen können.
„Kaufen, kaufen, kaufen. Betroffenen“, so Anke van den Bosch vom Selbsthilfe-Büro, „geht es nicht mehr ums Haben, sondern nur noch um den Konsum an sich.“ In extremer Form könne das Gekaufte, sobald es eingetütet in den eigenen Händen gehalten werde, für Kaufsüchtige schon wertlos sein. „Dann stapeln sich zu Hause unausgepackte Tüten“, schildert van den Bosch. Und das Konto kann gewaltig ins Minus rutschen.
Betroffene suchten, so sagt sie, mit den Käufen eine in sich empfundene Leere zu füllen, sie fühlten sich nutzlos, ihr Dasein sinnlos. Kaufen als Lückenbüßer. Natürlich geht Kaufsucht ins Geld. Nicht nur die finanzielle Pleite droht, weiß Anke van den Bosch, auch kann der Kaufdruck so groß werden, dass bei Ebbe im eigenen Portemonnaie anderswo zugegriffen werde. Am Ende steht häufig eine tiefe Depression. Die neue Selbsthilfegruppe will Betroffenen Wege aufzeigen, wie die Wende zu schaffen sein kann. Aber zunächst geht es darum, sich über Erlebtes, Gefühle, gefährdende Situationen, auch über empfundene Ungerechtigkeiten auszutauschen.