Mülheim.
„Wir versuchen, Normalität zu erreichen“, sagt der Vater des Jungen, der vor fast einem Jahr auf der Zeppelinstraße den fürchterlichen Verkehrsunfall erlitt: Johannes, heute elf. Gleichwohl macht der Verein des Nachwuchsfußballers, der SV Raadt, einigen Wirbel, klebt Plakate, wirbt für das Benefizwochenende Anfang Juli, das sie dem schwerbehinderten Jungen widmen.
All das erzeugt mehr Aufmerksamkeit, als die Familie im Grunde möchte. „Normalität“: Eine echte Herausforderung seit dem 2. Juli 2012, als Johannes hinter dem Bus auf die Straße lief, von einem Auto erfasst wurde. Das Kind selber weiß davon nichts mehr: „Keiner, der so einen Unfall hatte, kann sich erinnern“, sagt Johannes leise.
Johannes musste alles neu erlernen
Er kam damals gerade vom Training, trug ein Trikot seines Idols: Kaká von Real Madrid. Die Familie hat das Hemd aufbewahrt, „völlig zerrissen“. Über das Leid, das der Unfall brachte, möchten die Eltern nicht öffentlich sprechen, aber Stationen schildern sie. Etwa, dass Johannes, der ein schwerstes Schädel-Hirn-Trauma erlitt, bis Anfang Dezember nicht sprechen konnte. Er musste alles neu lernen: Atmen, Schlucken, Laufen…
Vereinsfreunde schenkten ihm ein I-Pad, „darüber konnte er sich durch Tippen mitteilen“, berichtet der Vater. Ende April wurde Johannes aus der stationären Reha entlassen. Reden kann er wieder, auch laufen, an den Händen der Eltern. „Er darf auch Trampolin springen“, sagt die Mutter. „Ich habe eines bestellt.“ Ein leicht erfüllbarer, bezahlbarer Wunsch, im Gegensatz zu der Delfintherapie in Florida, von der die Familie träumt, um Johannes dabei zu helfen, seine Arme und Hände wieder einzusetzen.
Der Umbau des Hauses steht im Fokus
Der Elfjährige liebt Tiere. Den häuslichen Zoo, der ein Kaninchen und zwei Wüstenrennmäuse umfasst, würde er gerne erweitern: „Wenn es nach Johannes ginge, müssten noch Hund oder Katze einziehen“, berichtet die Mutter.
Man hört aber heraus: Dies steht momentan nicht auf der Agenda, im Gegensatz zum Umbau des Hauses, das ein barrierefreies Badezimmer und stufenlosen Zugang über den Garten bekommen soll, ein rollstuhltaugliches Auto. „Mehrere Firmen haben angeboten, uns beim Umbau zu unterstützen“, berichten die Eltern. Eine der beglückenden Erfahrungen, die sie machten. „Wir haben unwahrscheinlich viel Hilfe erfahren. Alle alten Freunde sind geblieben und sogar neue dazu gekommen.“ Anders, als es andere Leute in Notlagen erfahren müssen. „Dafür sind wir sehr dankbar.“
"Normaler Alltag" wäre für die Familie ein Segen
Anstrengend bleibt es dennoch. Nachdem Johannes vor vier Wochen auch die Tagesklinik verlassen konnte, steht nun die Suche nach einer geeigneten neuen Schule an. Probeunterricht, damit endlich „normaler Alltag“ einkehrt. Für die Familie wäre das ein Segen.
Das Benefizwochenende unter dem Motto „SV Raadt kickt für Johannes!“ steigt mit vielen Gastmannschaften vom 5. bis 7. Juli auf der Vereinsanlage an der Zeppelinstraße 286. Das Programm mit weiteren Infos und komplettem Spielplan findet man unter: www.johannes.breitengrat.de