Ein bedeutendes Theaterfestival – die „Stücke“ – hat sich soeben erst verabschiedet, schon kündigt sich ein weiteres an. Die Freie Theaterszene sendet vom 27. Juni bis zum 6. Juli ihre „Impulse“ in die Ruhrstadt. Mit „Disabled Theater“ kommt etwa die starke Produktion des französischen Choreografen Jérôme Bel nach Mülheim, die nicht nur zur vergangenen Ruhrtriennale von Kritikern in den höchsten Tönen gelobt wurde.
Anderssein und die Norm
Bleiben wir gleich dabei: „Disabled Theater“ (Ringlokschuppen, 28. und 29. Juni) konfrontiert den Betrachter mit seinen Normvorstellungen. Es lässt Menschen mit Behinderung auf der Bühne reden und tanzen. Bel gibt ihnen – es sind Schauspieler des Theaters Hora (Zürich) – Anweisungen, daraus entwickeln sie Choreografien, bei denen ihre Behinderungen mal in den Hintergrund treten, mal sichtbar werden. Kein Voyeurismus – ein „menschenfreundliches Konzepttheater“, urteilte die Süddeutsche Zeitung, bei dem die Schauspieler die Zuschauer mit ihrem Anderssein und Können konfrontierten.
Mit einem Zuschauerexperiment geht es weiter: Das „Entropische Institut“ der Berliner Künstler Kattrin Deufert und Thomas Plischke schickt Publikum und Künstler los, um soziale Räume mit den Mitteln des Theaters neu zu entdecken. Wer sich darauf einlässt, erlebt einen faszinierenden Grenzgang zwischen Ausstellung und Performance. Die Zeiten im Ringlokschuppen: 28. Juni (19 Uhr), 29. Juni (14 Uhr), 30 Juni (18 Uhr). „Unglaublich liebevoll, schräg und nervtötend schlau zugleich“ – beschrieb der frühere Impulse-Leiter Tom Stromberg die vorvorletzte Produktion von Showcase Beat le Mot. Ihren „Räuber Hotzenplotz“ werden Mülheimer noch in Erinnerung haben, nun (28. und 29. ab 21 Uhr, 30. Juni, 19 Uhr) erzählen die Gießener Geschichten der deutschen Romantik und des Barock, aber wie gewohnt ohne jeden roten Faden.
Apropos: Nicht am Faden, wohl aber im Bus wird man wieder zu den weiteren Spielorten des Impulse-Festivals geführt. Von hier aus geht die „Bildungsreise“ nach Bochum (6. Juli) zu den Produktionen „Bedingungsloses Grundeinsingen“ (Bernadette La Hengst), „Schubladen“ (She She Pop) und „Chez Icke“.
In Düsseldorf (5. Juli) warten „Nebenschauplätze Nr.1“ (Hofmann & Lindholm), „Graz Alexanderplatz“ (Theater im Bahnhof) sowie „Chez Icke“. Abfahrt ist jeweils um 16 Uhr am Ringlokschuppen, Rückfahrt 23 und 1 Uhr.