Die Diagnose „Herzrhythmusstörungen“ hört sich für viele Patienten zunächst einmal beängstigend an, doch nicht immer müssen sie behandelt werden. Der Mülheimer Kardiologe Dr. Peter Grooterhorst klärt am 12. Juni in der Ev. Familienbildungsstätte über das Thema auf.

Herzrhythmusstörung: Diese Diagnose klingt zunächst bedrohlich . . .

Peter Grooterhorst: Der Laie hört Herzrhythmusstörungen und bekommt erst einmal einen Schrecken, er weiß das nicht einzuordnen. Die meisten Herzrhythmusstörungen – meistens sind es Extraschläge des Herzens, auch bei völlig Herzgesunden – sind aber zum Glück harmlos.

Wie sind denn die Symptome?

Die Wahrnehmung von Rhythmusstörungen ist bei den Patienten sehr unterschiedlich. Bei manchen fällt erst beim Blutdruckmessen der Extraschlag auf. Das ist aber in der Regel nicht behandlungsbedürftig.

Das gilt aber nicht immer?

Andere Rhythmusstörungen, vor allem das Vorhofflimmern, übrigens die häufigste Rhythmusstörung im Alter, ist zwar nicht schlimm, erfordert aber häufig eine sehr differenzierte medizinische Vorgehensweise und wird medikamentös behandelt. Es ist die häufigste Rhythmusstörung, die uns Kardiologen beschäftigt. Mit zunehmendem Alter steigt die Häufigkeit an. Bei den über 80-Jährigen ist sie bei 5 bis 10% der Patienten vorhanden.

Das merkt man dann aber selbst als Beschwerde – oder nur beim EKG?

Das Vorhofflimmern merkt man häufig selbst, aber nicht immer.

Wovon hängt denn die Therapie ab?

Man muss immer drei Fragen klären: 1. Muss man einen normalen Sinusrhythmus herstellen oder kann man es so lassen? – Das ist aber häufig der Fall. 2. Ist die Frequenz zu hoch oder noch im guten Bereich? Wenn die Frequenz dauerhaft zu hoch ist, kann daraus eine Herzschwäche resultieren, das Herz hat sich also gewissermaßen erschöpft.

Und die 3. Frage ist: Es können sich bei manchen Patienten mit einem Vorhofflimmern – mit unterschiedlichem Risiko – Gerinnsel im Herzen bilden, die im unglücklichsten Fall abgeschwemmt werden, und dann zu einem Schlaganfall führen können. Das will man ja auf jeden Fall verhindern. Bei diesen Patienten mit Vorhofflimmern – und das ist mittlerweile der größte Teil – wird das Blut medikamentös verdünnt.

Das Herz muss viel leisten. Wie kann man seine Arbeit unterstützen?

Das Herz schlägt pro Tag 100 000 Mal. 5 bis 10 Sekunden Pump-Pause genügen, und man wird bewusstlos. Wenn das Herz 5 Minuten nicht geschlagen hat, setzt der Hirntod ein. Mit Sport und gesunder Ernährung kann man bei Rhythmusstörungen, wenn sie schon mal da sind, relativ wenig machen. Bei Gefäßverkalkung- und -verengung, was indirekt auch zu Rhythmusstörungen führen kann, da ist relativ viel machbar. Wenn lange Bluthochdruck besteht, kann auch das zu Rhythmusstörungen führen. Bei Hochdruck kann man durch Bewegung und Gewichtskontrolle gegenhalten.