Am Ende der 38. Mülheimer Theatertage hatte die mutige Jury-Entscheidung gezeigt, dass mit der Einladung von Elfriede Jelinek nicht automatisch ihr Gewinn verbunden ist. Damit setzte die Jury ein Signal für die nächste Autoren-Generation: Die Schweizerin Katja Brunner (22) geht als jüngste Preisträgerin in die Geschichte der „Stücke“ ein. Sie erhält den Dramatikerpreis (15 000 €) zudem für ihren Erstling „Von den Beinen zu kurz“ (Wir berichteten).

Auf die nach der Entscheidung nachts um halb eins geschickte SMS reagierte Brunner prompt: „Eine Nachricht, die nicht erfreulicher, überraschender und aufwühlender sein könnte“, schrieb sie zurück: „danke, danke, danke.“ Nachdem auch in Berlin gefeiert wurde, ging die frisch gekürte Dramatikerpreisträgerin Stunden später wieder als normale Studentin des Fachs Szenisches Schreiben an die Universität der Künste, erzählt Stücke-Dramaturgin Stephanie Steinberg.

Wie rund 5500 Theaterfreunde auf der ganzen Welt hatte Brunner die Jury-Debatte im Internet verfolgt: 572 in China, 151 in Russland, 47 in der Ukraine, 28 in Indien, 23 in Chile, 18 jeweils in Brasilien und Kanada, 13 in Japan, 9 in Hongkong, 7 jeweils in Australien und Indonesien, 5 in Singapur, 3 in Kolumbien, je 2 in Panama und auf den Philippinen. Das Interesse basiert auf der Übersetzerwerkstatt bei den Stücken.

3000 Zuschauer besuchten die 14 Vorstellungen im Wettbewerbsprogramm für Erwachsene. Es gab fünf Aufführungen im Rahmenprogramm sowie 17 bei den Kinderstücken, elf davon in Schulen.