Mülheim.
Die Menschen schauen viel zu wenig über ihren Tellerrand hinaus. „Viele bewegen sich nur in ihrem eigenen sozialen Umfeld, begrenzen sich auf wenige Bezugsgruppen und kennen andere Lebensumstände gar nicht“, meint Manuel Kraft (17). Die Folge: „Das Bild von anderen Menschen aus anderen Stadtteilen und anderen sozialen Verhältnissen ist von Vorurteilen geprägt“, so Simon Herstell (19).
Die zwei Abiturienten vom Gymnasium Broich und ihre Mitschülerin Carolin Dehm (19) möchten gegen „Abschottung und Intoleranz“ und „die zunehmende soziale Kälte“ etwas tun. Daher haben sie freiwillig und mit Hilfe des Centrums für bürgerschaftliches Engagement (CBE) ein Projekt auf die Beine gestellt, das zum Nach- und Umdenken anregen soll.
Brückenbauer zu finden, war gar schwer
„Wir haben alle Schulen angeschrieben und sie aufgefordert, Brücken zu bauen. Brücken mit Symbolcharakter, die darauf hinweisen, dass unsere Stadt vielseitig ist. Dass hier Menschen unterschiedlichster Herkunft und mit unterschiedlichem sozialen Status leben, die aber dennoch mehr gemeinsame Werte haben, als viele denken“, berichten die drei Schüler. Ihr Anliegen: „Wir möchten in den Mülheimern den Wunsch wecken, das Andere und die Anderen mal wirklich kennenzulernen.“
Brückenbauer zu finden, war gar nicht schwer. Mehrere Schulen integrierten das Projekt in ihren Stundenplan und fertigen in Kunstunterricht oder AG Brücken an, aus Holz, Pappmachee oder Kunststoff, mit unterschiedlichsten Gestaltungselementen. Dabei: Tersteegenschule, Otto-Pankok-Gymnasium, Gesamtschule Saarn, ev. Martin-Luther-Haus, Jugendzentrum Stadtmitte sowie die Grundschulen Fröbelstraße, Zastrowstraße und Dichterviertel.
„Soziale Spaltung überwinden“
Die kleinen Kunstwerke wurden in der Innenstadt vor Geschäften platziert und sind dort noch bis zum 3. Juli zu bewundern. Die drei Abiturienten hatten zuvor bei den Einzelhändlern um Erlaubnis gebeten. Mitschülerin Mo Kuroczik (19) fertigte ein Plakat an, das mit Schlagworten wie „Soziale Spaltung überwinden“, „Aufeinander zugehen“ oder „Zusammenfinden“ den Sinn der Aktion erläutert.
Das CBE bot den Jugendlichen im Rahmen seines Jugend-Projektes „Kulturbotschafter“ Hilfestellung an. Es ermöglichte es auch, dass die Brücken zusammen mit Texten und Fotos, die Simon, Manuel und Carolin trotz Abi-Stress erstellten, ab 4. Juni in der Sparkasse (Berliner Platz) ausgestellt werden (Vernissage: Dienstag, 4. Juni, 17 Uhr). Dort wird auch ein „Buch der Lösungen“ ausgelegt. „Wir fordern die Leute auf, darin schriftlich Vorschläge zu machen, wie man Vorurteile abbauen kann. Und die wollen wir später der Politik vorlegen“, so Simon und Manuel.