Radler geraten zunehmend ins Visier der Polizei: Nun fordert die Innenministerkonferenz, die Promillegrenze für Fahrradfahrer von 1,6 auf 1,1 abzusenken. Der Grund sind angeblich „besorgniserregende Zahlen über Radler-Unfälle“. Ein Gespräch mit Norbert Marißen, verkehrspolitischer Sprecher des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC), Kreisverband Mülheim.
Herr Marißen, was gibt es gegen eine Absenkung der Promille-Grenze für Radler einzuwenden?
Norbert Marißen: „Nichts - wenn es der Verhinderung von Unfällen dient. Nur, warum 1,1? Nach unserer Auffassung könnte man auch die Promillegrenze für Autofahrer zur Grundlage nehmen.“
Ich höre ein ‘aber’.
„Wir sind einfach erstaunt, dass diesem Thema so viel Aufmerksamkeit zuteil wird. Die amtliche Statistik zeigt nämlich, dass es bei der Promillegrenze für Radfahrer um ein eher nachrangiges Problem geht. Unter über 56 000 im Straßenverkehr innerorts verunglückten Personen waren gerade einmal 661 alkoholisierte Radfahrer. “
In Mülheim/Essen hat die Polizei 2012 bei Kontrollen nur 14 Radler mit 1,6 Promille angetroffen. Handelt es sich um eine populistische Forderung?
„Jeder Unfall ist einer zu viel, aber wer sich wirklich um die Sicherheit der Menschen im Straßenverkehr kümmern will, sollte sich stark machen für die Einführung der flächendeckenden Tempo30-Regelung innerhalb von Ortschaften. Selbst der amtlichen Statistik kann man entnehmen, dass innerorts in NRW bei Tempo30 nur 2470 Personen verunfallten, wo aber Tempo50 gefahren wurde, lag die Zahl der Verunfallten bei 15172. Genau das fordert der ADFC.“