Mülheim. .

Seine Kunst liegt ganz nah. In der Innenstadt muss man nicht weit laufen, um auf Arbeiten Ernst Rasches zu stoßen. Eine Reihe von ihnen gehören inzwischen gar fest ins Stadtbild. Jetzt nahm sich der Künstler die Zeit, seine Kunst zu erklären. Mit Dr. Gerhard Ribbrock, stellv. Leiter des Kunstmuseums, lud Ernst Rasche anlässlich der Ausstellung „Schauplatz Stadt“ zu einem Stadtrundgang.

Startpunkt ist das Foyer des Museums, und trotz der grauen Wolken draußen haben sich dort über 20 Menschen eingefunden, bereit möglichem Regen für die Kunst zu trotzen. „Hauptsächlich Ernst Rasches Werke“, sagt Gerhard Ribbrock sollen angesteuert werden – „mit einigen Schlenkern“. Mit so einem geht es los: Der Hajek-Brunnen vor der Tür ist der Siegerentwurf eines Wettbewerbs, an dem auch Rasche teilnahm. „Die Auflage war, irgendwas mit Wasser zu machen“, erinnert sich der Künstler und ist nicht böse, den Auftrag nicht bekommen zu haben: „Der Raum ist monumental gefüllt. Es war städtebaulich eine gute Entscheidung.“

Andere Aufträge erhielt er jedoch, etwa jenen zur Gestaltung des Kreuzungspunkts von Kohlenkamp und Löhberg. Zu unruhig sei der Platz gewesen, sagt Rasche, dem Autoverkehr sollte der Weg versperrt werden. Ihm stellte er 1985 einen Brunnen in den Weg, der heute „Dröppelminna“ genannt wird und von Rasche als „Ort zum Verweilen“ konzipiert wurde. Beim Material orientierte er sich am benachbarten Rathaus, ergänzte das um Bronze. Zudem baute er eine alte Turbine ein, die an den Stifter erinnert: die Kraftwerks Union. Von acht bronzenen Tellern tropft nun beständig Wasser. „Die Überläufe gleichmäßig hinzubekommen“, berichtet der Bildhauer, sei schwierig gewesen, „da hilft die berufliche Erfahrung“.

Die nächste Station ist das Rathaus, wo auch Fresken von Carl Altena besichtigt werden. Mit Altena und Heinrich Siepmann erhielt Ernst Rasche 1962 den ersten Ruhrpreis. Direkt am Ratssaal hängt zudem eine von Rasche kreierte Gedenktafel, die an in der NS-Zeit verfolgte Ratsmitglieder erinnert. „Ein Arm umfängt die Schrift“, erläutert der Künstler. Für ihn symbolisiert das vielerlei: „das Beschützende, das Nicht-Vergessen-Sein“. Zugleich sei es auch „mahnende Geste“. „Bescheidenheit“ zeichne das Werk aus; eine zweite Arbeit zum Thema Verfolgung, die auf dem Jüdischen Friedhof steht, sei monumentaler. „Ich bin Jahrgang 1926 und habe diese Zeit sehr bedeutend erlebt.“ Beide Arbeiten bedeuten ihm viel: „Für mich war das eine große Aufgabe, sowohl von der Sache her, als auch von der Emotionalität.“ Auch für die ev. und die kath. Kirche arbeitete er mehrfach – auch Petrikirche und St. Mariae Geburt sind Stationen auf dem Rundgang.

Rasche gab Mülheim die Kugel

Seit genau 40 Jahren steht die von Ernst Rasche entworfene „Kugel“ auf der unteren Schloßstraße. Sie bildet die künstlerische Komponente eines Werkes, das aus drei Objekten besteht: dem Brunnen, der das „lebendige Wasser“ einbringt, der Spielplastik für Kinder und eben dem künstlerischen Element. Dessen nicht ganz runde, „aufbrechende Form“ soll „vom Leben künden“.

Eine „schwere Arbeit“ nennt sie der Künstler und meint das Gewicht des aus Granit gefertigten Werks. „Rechnen Sie mit 60 Meißeln, die am Tag stumpf wurden.“ Die Kugel steht übrigens genau auf einem Pfeiler des Parkhauses darunter.

Auch das besondere Pflaster des Bereichs gehört zum Kunstwerk. Deshalb sind dort keine Kübel-Bäume zu finden. Rasche hatte sich gegen deren Aufstellung gewehrt. „Das Urheberrecht liegt beim Künstler“, betont Dr. Ribbrock, „er kann entscheiden, in wie weit sein Werk verändert werden darf.“