Beim Bau von Kindergärten für die Erfüllung des Rechtsanspruchs unter Dreijähriger liegt die Stadt im Soll ihrer Möglichkeiten; beim inhaltlichen Umbau der Einrichtungen ist sie viel weiter. Wie Sozialdezernent Ulrich Ernst gestern sagte, arbeiten derzeit bereits 23 von 40 städtischen Kindergärten nach einem angebotsorientierten Konzept, für das es bislang keinen anderen Begriff als den englischen gibt: Early Excellence. Es stellt die Interessen von Kindern in einem breit gefächerten Angebot in den Mittelpunkt, es ermutigt Kinder durch die Betonung ihrer Stärken und ist auf eine enge Kooperation mit den Eltern angelegt. Feste Gruppen („Krokodile“ ) sind weitgehend Geschichte. Bei einem Besuch der kinderpolitischen Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Katja Dörner, versicherte Ernst, dass Mülheim als erste Großstadt bis Ende 2014 alle Kindergärten nach diesem Prinzip umgestellt haben wird.

Seit mehreren Jahren ist die Stadt in kleinen Schritten diesen Weg gegangen. Den flächendeckenden Ausbau ermöglicht dabei die finanzielle Förderung durch zwei private Stiftungen über vier Millionen Euro. Das Geld, sagte Ernst, wird nur für den Umbau benötigt, etwa die Herrichtung der Räume. „Die Betriebskosten und der Personalschlüssel sind identisch.“ In Deutschland gibt es nur noch in Städten wie Berlin, Stuttgart oder Hannover vereinzelte Kindergärten dieser Schule. Dörner zeigte sich nach dem Besuch des Kindergartens „Pusteblume“ beeindruckt. Die Atmosphäre sei „einzigartig“, die Resonanz, die sie durch Eltern und Erzieher erfahren habe, „rundweg positiv“. Einrichtungen dieser Art seien offenbar auch in sozial schwierigen Gebieten bestens geeignet, integrativ und im Sinne der Frühbildung zu wirken.

Dessen ungeachtet müsse der Bund weiter Sorge tragen, dass alle Eltern, die einen Kita-Platz bräuchten, ihn auch bekämen . „Die knappe Erfüllung des Rechtsanspruchs“, den auch Mülheim schaffen wird, „kann da nur ein erster Schritt sein.“ Die Grünen wollen in ihrem Wahlprogramm einen Teil der Steuererhöhungen in diesen Bereich investieren und ebenso das aus ihrer Sicht abzuschaffende Betreuungsgeld.