Die Stadt zählt nach wie vor zu den sichersten im ganzen Land. Dennoch gibt es für die SPD Anlass zur Sorge: Rocker an der Eppinghofer Straße, die Häufung von Einbruchsdelikten, vermehrte Vorkommnisse auf dem Müga-Gelände lauten die Stichworte. Ließe sich durch einen Ausbau von vorbeugenden Aktivitäten eine weitere Verschärfung der Situation verhindern, fragt die SPD und regt an, die Bildung eines Kriminalpräventiven Rates zu prüfen. Mülheim ist eine der wenigen Städte, in denen es dieses Gremium formal nicht gibt. SPD-Fraktionsgeschäftsführer Claus Schindler ist im Internet auf das Gremium in der Landeshauptstadt gestoßen, dass sich mit zahlreichen Informationsangeboten zu allen Problembereichen präsentiert. In einer über 400 Seiten umfassenden Studie werde auch belegt, dass die Arbeit dieses Rates Früchte trage. Davon ließe sich möglicherweise lernen, denkt Schindler.
Für die Polizei ist das Problem einfach: „Die Einrichtung gibt es schon seit etwa zehn Jahren. Das Kind hat nur einen anderen Namen“, sagt Polizeisprecher Ulrich Faßbender. Dem stimmen auf Anfrage Stadtdirektor Frank Steinfort und Margret Zerres von der Caritas zu.
„Lenkungsgruppe Aktionsraum Innenstadt“ nennt sich die Runde hier etwas umständlich. Die Bezeichnung Kriminalpräventiver Rat habe man, so Bernd Otto vom Ordnungsamt, damals absichtlich vermeiden wollen. Anlass zur Gründung war seinerzeit, dass einige Dinge auf der Schloßstraße aus dem Ruder zu laufen drohten. Die Lösung war ein „dritter Weg“: Kontrollen durch den neuen zentralen Außendienst und gleichzeitig in Kooperation mit den Sozialverbänden (Awo, Diakonie, Caritas) Hilfe und Unterstützung anbieten. Einzige Gruppe, die dem Gremium nicht angehört, ist die Politik. Sie stärker einzubinden hält Schindler durchaus für sinnvoll.
„Gemeinsames Wissen und gemeinsames Vorgehen, das war damals ein Novum“, so Otto. Die Mitglieder treffen sich zwei- bis drei Mal im Jahr. Es kommen etwa ein Dutzend Führungskräfte zusammen, die in der Selbsteinschätzung sehr zielorientiert, vertrauensvoll und effizient arbeiten. Durch dieses Vertrauen gebe es bei Fragen und Irritationen einen kurzen Draht untereinander. Wichtig ist ihr, dass sich Personen auf Entscheidungsebene, Probleme nicht kleinteilig, sondern konzeptionell angehe. Eine Erweiterung des Gremiums beurteilt sie skeptisch, weil das die Effektivität mindern könnte. Daneben gebe es auch vielfältige Kontakte auf Arbeitsebene.
Ist das Gremium denn auf die Innenstadt fixiert? Tatsächlich seien in der Vergangenheit auch in anderen Stadtteilen Aktivitäten ergriffen worden. Otto erinnert sich an einen Missstand in Heißen, der die Diakonie dazu veranlasste, ein Projekt zu initiieren, dass dann zur Entspannung der Situation beigetragen habe. Daneben gibt es noch das Sicherheitsnetzwerk in der Innenstadt mit einem anderen Teilnehmerkreis, in dem Sozialverbände fehlen. Eine Aufgabe für die Zukunft sieht Otto in der städtebaulichen Prävention.
Die Düsseldorfer Aktivitäten gefallen auch Steinfort. Aber die haben ganz andere personelle und finanzielle Spielräume und ganz andere Probleme.