In vielen Großstädten wird über Wohnungsmangel geklagt, vor allemgünstiger Wohnungsraum fehlt. Sehen Sie die Gefahr für Müheim?

Kunz: Für Mülheim gilt das nicht. Es trifft auf Städte wie Bonn, Köln, Düsseldorf, München zu. Das Ruhrgebiet ist da eine andere Welt. Wir haben keine Bevölkerung, die explodiert. Mülheim hat in den vergangen zehn Jahren 5000 Einwohner verloren, im gleichen Zeitraum sind 3000 Wohnungen hinzugekommen. Und nach den Prognosen verliert die Stadt bis 2025 noch einmal etwa 8000 Einwohner. Wenn es in Mülheim um Neubau in den nächsten Jahren geht, dann meist um Eigentum.

Erwarten Sie größere Leerstände?

Leer stehende Wohnungen wird es in Zukunft mehr geben. Es werden vor allem die auf der Strecke bleiben, die nicht in ihre Gebäude investieren.

Eine preiswerte Versorgung mit Wohnung wäre danach gesichert?

Ich denke ja. Schauen Sie sich die Mietsteigerungen der letzten Jahre an. Das ist fast konstant. SWB liegt zurzeit bei einem Quadratmeterpreis in Mülheim bei 5,02 Euro, das sagt eigentlich alles.

Sehen Sie größere Mietsteigerungen kommen?

Wir, die Vermieter, brauchen eigentlich Steigerungen, um die Kosten der Investitionen aufzufangen. Insbesondere der Gesetzgeber verlangt teure Investitionen von uns, allein im energetischen Bereich. Es ist daher richtig, dass wir in Zukunft Zuschläge für energetische Sanierungen auf die Miete umlegen können. Doch ich glaube nicht, dass wir das an jedem Standort und in jeder Höhe realisieren können. Das wird immer auch auf das jeweilige Quartier ankommen.

In welchem Segment sehen Sie in den nächsten Jahren überhaupt noch steigende Nachfragen?

Barrierefreie Wohnungen werden immer wichtiger. Darauf setzen wir bei unseren Umbauten und Modernisierungen. Die Zahl der Zwei-Personen-Haushalte wird konstant bleiben, die Zahl der Familien schrumpft, und der Anteil der Single-Haushalte steigt. Die großen Vier- und Fünf-Zimmer-Wohnungen werden also nicht stark nachgefragt sein. Eher die Zwei- und Drei-Raum-Wohnungen. Wobei auch Single-Haushalte zuweilen gerne über drei Räume verfügen.

Sind steigende Nebenkosten nicht auch ein Grund, sich kleiner zu setzen?

Das sind Überlegungen. Wohnkomfort muss bezahlbar bleiben, und das wird bei den steigenden Energiepreisen schwieriger.