In einem Jahr werden wir zu dieser Zeit längst im Kommunal-Wahlkampf stecken. Was wird Thema sein? Wohl auch das, was diese Woche wieder die Politik und Bürger beschäftigte: Ruhrbania – samt Ruhrbanium, jene Wandlung des einstigen Kaufhof-Gebäudes in ein modernes Einkaufs- und Dienstleistungszentrum, das sich zur Ruhr öffnet, die Innenstadt bereichert und die Ruhrpromenade zusätzlich verschönt. Aus dem letzteren Projekt, das Eigentümer Jochen Hoffmeister und die Oberbürgermeisterin wenige Tage vor der letzten Kommunalwahl als Hit präsentierten, wurde bisher nichts. Es ist Hoffmeister zu wünschen, dass er noch einen Investor findet, der dieses Projekt in die Hand nimmt und damit ein Hindernis für die Innenstadt-Entwicklung beseitigt. Es sieht nicht danach aus.

SPD-Fraktionschef Dieter Wiechering, seit drei Jahrzehnten in der Stadtentwicklung unterwegs, trägt im Gespräch mit dem WAZ-Leserbeirat die Idee vor, dass die Stadt das einstige Kaufhof-Gebäude erwirbt, das Areal neu entwickelt. Die SPD hat ein hohes Interesse, dass ihr Parteifreund Hoffmeister nicht im Regen stehen bleibt, nicht nachdem er der Partei und der OB vor der letzten Kommunalwahl zur Seite gesprungen war. Die SPD hat ein hohes Interesse daran, das öffentliche Bild von Ruhrbania vor der nächsten Wahl zum Guten zu wenden.

Der Druck auf die Stadtentwicklung gerade an diesem neuralgischen Punkt ist groß. Doch täte die maßlos verschuldete Stadt samt ihrer Töchter gut daran, sich das Problem eines Privatmannes und damit unkalkulierbare Kosten an den Hals zu hängen? Nein. Es wäre schwer nachzuvollziehen. Hier ist ein Privatinvestor mit seiner Kreativität am Zug. Über Jahre vernachlässigte die Stadt als Eigentümerin zahlreiche ihrer Immobilien, vor allem die Schulen. Bis heute arbeiten Schüler und Lehrer oft unter schlechten Bedingungen. Bis heute muss die Stadt Straßen vernachlässigen, weil ihr das Geld fehlt. Seit Jahren wird von der Verschönerung der Plätze gesprochen – doch auch dafür fehlt das Geld. Von dem seit fast 20 Jahren geforderten Schwimmbad links der Ruhr ganz zu schweigen.

Und was will eine Kommune jenen Bürgern sagen, die vielleicht ihr altes Mietshaus nicht mehr sanieren können, das verfällt und sichtbar das Stadtbild schwächt? Könnten nicht auch sie dann Anspruch auf Hilfe haben, wenn man einem Unternehmer, der sich verschätzt hat, zur Seite eilt?

Die Stadt sollte sich angesichts der vielen ungelösten Probleme nicht auch noch weitere aufhalsen. Sie ist noch weit davon entfernt, dass ihr Großprojekt Ruhrbania aufblüht. Sie ist noch ein ganzes Stück entfernt von dem Punkt, an dem Bürger sagen: Der Stadtumbau ist gelungen.