Kaum ein Mülheimer spricht heute noch Mölmsch Platt, doch verschiedene Gruppen wollen die Mundart als klangvollen Zeitzeugen für lokale Geschichte erhalten – mit Erfolg: zumindest ein VHS-Kurs verzeichnet rege Nachfrage.
Für eine Sprache sind das nicht die besten Voraussetzungen: „Kulturell gesehen kann man mit Mölmsch Platt was anfangen, kommunikativ aber nicht.” Als Kulturgut statt Kommunikationsmittel sieht „Mundartpfleger” Franz Firla die Mülheimer Muttersprache und als solches ist es im lokalen Alltag noch zu finden.
Der heutige Samstag ist der internationale Tag der Muttersprache – und der hat trotz scheinbarer Breitenwirkung die „Minderheiten-Muttersprachen und Dialekte” im Blick. Eine Definition, die auf Mölmsch Platt passt. Denn das verstehen nur noch wenige und noch weniger „sprechen es im Alltag”. Mölmsch Platt hat heute vielfach den Charme des Historischen mit hohem Unterhaltungswert. Der Saarner Franz Firla weiß das gut, ist er doch Teil des Duos „Jan un Hinnerk”, das Gedichte und Dönekes auf Platt im Repertoire hat. „Für die Jüngeren ist das ein Spaß, und die Älteren kennen das von früher.”
Denn „vor 50 Jahren gehörte Mölmsch zum Mülheimer Sein. Das eine war ohne das andere undenkbar.” Doch plötzlich wurde Mundart zum Zeichen geringer Bildung. In der Schule war Platt verboten und geriet mehr und mehr in Vergessenheit. Heute versuchen viele gegen das Vergessen mölmsch zu sprechen: Der Stammtisch „Aul Ssaan” und die „Bürgergesellschaft Mausefalle” etwa. Regelmäßig gibt es Platt-Gottesdienste. Der Geschichtsverein lädt zudem Mittwoch, 25, Februar, ins Kunstmuseum Alte Post zu einer Lesung Mülheimer Autoren, die plattdeutsche Texte umfasst. Und die VHS bietet den selbsterklärenden Kurs „Wir lernen Mölmsch Platt”, der „vor einem Jahr explodiert” ist, wie Mitarbeiterin Henrike Donner es nennt. 32 Menschen büffeln mölmsche Vokabeln. „Es gibt Teilnehmer, die seit Jahren kommen, aber es gibt eine Fluktuation.” Und die, die hinzu gekommen sind, „sind überwiegend jünger” – womit ein Alter „bis 30” gemeint ist. „Das Spannungsfeld zwischen Fremdsprache und Heimat”, glaubt Donner, fasziniere die Teilnehmer.
Eben deshalb setzt sich Franz Firla für die Mülheimer Sprache ein, als „Teil der Volkskultur”, als „Blick in die Vergangenheit ähnlich wie das Tersteegenhaus” ihn bietet: „Als Umgangssprache ist Mölmsch Platt auf dem Weg zum Aussterben, aber Sprache ist auch ein Zeitzeuge. Deshalb wollen wir Platt im öffentlichen Bewusstsein halten.”