Mülheim.

Die Hitze, der Lärm, die schwere Arbeit ist bei Betrachtung der Fotos regelrecht zu spüren. Von Kopf bis Fuß in silberne Schutzkleidung gehüllt, blicken die Duisburger Stahlkocher dem Fotografen stolz in die Linse, hinter ihnen ist das flüssige, brodelnde Roheisen zu sehen. Und dies sind keine historischen Fotografien, sondern aktuelle Aufnahmen, die der Mülheimer Fotograf Ulrich Wolf erst kürzlich in Duisburg festgehalten hat.

Nun hängen seine 22 Fotos unter dem Titel „Stahlwerk“ in der Camera Obscura, vermitteln keine „Industriekultur“, sondern „existierende Arbeitswirklichkeit“, wie Dr. Tobias Kaufhold, Leiter des Museums zur Vorgeschichte des Films, formuliert. Das seien Dokumente. Man könne auf den Bildern wirklich sehen, wie gearbeitet ­werde. Im Rahmen von „Unternehmen entdecken“ hatte Ulrich Wolf ein Stahlwerk besucht und Interesse am Thema Schwerindustrie ­bekommen. Bei DK-Recycling in Duisburg wurde ihm schließlich die Fotoerlaubnis erteilt, er durfte nah an die schweißtreibende Arbeit heran. „Natürlich habe ich mit Weitwinkeln und Teleobjektiven gearbeitet.“ Aber er habe einen Einblick in eine Arbeitswelt bekommen, die es immer weniger gibt. „Ich würde mir wünschen, dass viele Kinder die Bilder sehen. Die kennen solche Jobs ja gar nicht mehr“, sagt der 54-Jährige. Möglich wird das durch Dr. Tobias Kaufhold und Dr. Jörg Schmitz, die ihre jungen Gäste durch die knapp zwei Monate dauernde Ausstellung führen.

Vom Stahlwerk nach Spitzbergen

Er versuche, Momente aus dem Großen und Ganzen herauszuholen. „Wenn man zu viel auf ein Bild pfropft, verliert man sich“, erklärt er seine Vorgehensweise. Er zeigt Ausschnitte der komplexen Anlagen, Gefäße mit flüssigem Eisen. Ein beeindruckendes Foto zeigt den Stahlkocher mit dem Rücken zum Fotografen, der scheinbar in einem Funkenregen steht.

Ulrich Wolf wählt diese Momentaufnahmen auch bei anderen ­Themen wie Architektur-, Makro- oder Reisefotografie. Der Kaufmann hat aus seiner Leidenschaft noch keine Profession gemacht, so spürt man die Begeisterung, die Hingabe und Neugierde, mit der sich der weit gereiste Mann mit Fotografie auseinandersetzt.

Intensiv und systematisch

Das Medium interessiere ihn schon seit seinem 18. Lebensjahr. Intensiv und systematisch widme er sich dem Genre, „seitdem meine Kinder größer sind und ich mehr Zeit dafür habe“.

Sein nächstes Projekt werde eine Reise nach Spitzbergen sein, die er mit einem Freund unternehme. „Ich möchte gerne Gletscher, Robben und Eisberge fotografieren.“ Wer weiß, vielleicht kompensiert der Fotograf so das Erlebnis der großen Hitze in den fotografierten Stahlwerken?