Der feurigste Flamenco der Republik kommt aus dem Ruhrgebiet. Denn der Gitarren-Virtuose Rafael Cortés lebt von Kindesbeinen an in Essen. Rafael Cortés, Sprössling einer Flamenco-Dynastie aus Granada, gehört seit seinem ersten Solo-Live-Auftritt 1985 in der Zeche Carl und spätestens nach seinem 2001 erschienen Album „Gitanos del Agua“ zu den gefragtesten Flamenco-Gitarristen Europas, der immerhin schon mal mit dem legendären Kollegen Paco de Lucia spielen durfte.
Jetzt war der Spanier aus Essen mit seiner Gruppe und mit einer mitreißenden Show in der Kultur.gut-Reihe wieder einmal in der Stadthalle zu Gast. Seine vielen Freunde erlebten ein Flamenco-Ensemble zwischen Tradition und Moderne, das mit Latin- und Jazz-Elementen innovative, stilistische Grenzüberschreiten wagte, ohne dabei den Charakter der alten andalusischen Rumbas und Bulerias zu verleugnen.
Dunkel gewandet betrat der Meister die Bühne, das Scheinwerferlicht spiegelte sich im edlen Holz seiner Gitarre. Cortés eröffnete den Abend mit einem Solostück, das den Zuhörer sofort gefangen nahm. Eleganz, Präzision, Rhythmus und Tempo prägen das Spiel dieses erfahrenen Könners, zu dem sich im zweiten Stück noch ein Perkussionist und Sänger gesellte, dem zwei weitere Gitarristen und schließlich eine Tänzerin folgten. Spontan wurden Erinnerungen an die vor 20 Jahren bekannt gewordenen „Gipsy Kings“ wach, die als südfranzösische Zigeuner den Flamenco in Deutschland wieder hoffähig und auch kommerziell erfolgreich machten.
Mit dem berühmten „Concerto de Aranjuez“ gab es dann einen Klassiker der spanischen Gitarrenschule zu hören und mit Rasanz begaben sich Cortés und Co. mit Chick Coreas „Spain“ sehr überzeugend ins Fahrwasser des Jazz. Als dann die Absätze der Tänzerin aufs Parkett prasselten und Gitarren und Gesang zu explodieren schienen, dann war die große Fiesta wirklich gelungen. Viel Beifall für einen spanischen Abend der Sonderklasse.