Der Vorstoß der Bundesjustizministerin, homosexuellen Paaren eine Adoption zu erlauben, hat für Diskussionen gesorgt.
Die Union lehnt den Vorschlag ab, möchte, dass Kinder bei Mann und Frau aufwachsen.
Aber schon jetzt wachsen Kinder in homosexuellen Familien auf, auch Pflegekinder. „Eine Adoption ist bisher für eingetragene Partnerschaften nicht möglich”, bestätigte Martina Wilinski, Leiterin des Kommunalen Sozialen Dienstes der Stadt (KSD), zu dem der Pflegekinderdienst gehört. Gehe es aber darum, ein Pflegekind aufzunehmen, gelten für gleichgeschlechtlich lebende Paare grundsätzlich dieselben Voraussetzungen. „Wenn jemand in einer eingetragenen Partnerschaft lebt, so ist das kein Ausschlusskriterium für ein Pflegeverhältnis.” Auch in Mülheim, bestätigt Wilinski, gibt es Pflegekinder bei homosexuellen Pflegeeltern, wenn auch selten.
Schulungen und Prüfungen gälten für alle, die sich für ein Pflegekind interessierten. „Wir gucken genau, was hat das Kind für einen Bedarf, wer kann es am besten aufnehmen”, sagt Wilinski. Meist kämen Kinder in Pflegefamilien, die schon eigene Kinder hätten. „Aber allein die Tatsache, ob jemand schwul oder lesbisch ist, ist kein Kriterium dafür, dass jemand kein Pflegekind aufnehmen darf.”
Pflegekind, Adoptivkind – das mag auf den ersten Blick kein Unterschied sein. Auch Pflegeeltern dürfen Alltagsentscheidungen treffen. Doch das Gesetz sieht einen großen Unterschied: Während bei einer Adoption ein Kind als eigenes aufgenommen wird, mit allen Rechten, so gilt Pflege als „Hilfe zur Erziehung” der leiblichen Eltern, so Wilinski: „Dabei können leibliche Eltern noch das Sorgerecht haben und regelmäßig Kontakt zu ihrem Kind.”
Unterschieden wird zwischen Dauerpflege und Bereitschaftspflege. Immer aber handelt es sich um Kinder in Notsituationen, die Hilfe brauchen. „Wir suchen nicht ein Kind für Eltern, sondern Eltern für Kinder,” sagt Martina Wilinski. Und das ständig: Pflegeeltern und Bereitschaftspflegeltern würden immer gebraucht.