Es gibt Ausschusssitzungen, da sind die Lokalpolitiker geradezu redselig, sie danken den Vortragenden für ihre interessanten und informativen Berichte, wiederholen den Beitrag ihres Vorredners in leicht variierter Form und gefallen sich mit spitzfindigen Bemerkungen. In solchen Momenten wünscht man sich eine straffere und effizientere Sitzungsführung. Bei der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses verfielen die Mitglieder in Sprachlosigkeit. Keiner der 18 Mitglieder stellte eine aktuelle Frage und auch anschließend herrschte das große Schweigen. Dabei hätte es immerhin zwei Punkte gegeben, bei denen sich ein Nachhaken angeboten hätte. Neben dem plötzlichen Ende der Fotoschule (wir berichteten) wäre ein zweites Thema der Bericht über die Zukunft des Seniorentheaters Spätlese gewesen.
Zur Berichterstattung ist extra Theaterchef Helmut Schäfer in den Ausschuss gekommen. Seitdem Anfang November klar geworden ist, dass das um seinen Erhalt kämpfende Seniorentheater eine Zukunft unter dem Dach des Theaters an der Ruhr haben kann, ist es das erste Mal, dass dieses Thema, über das die NRZ wiederholt berichtet hat, auf der Tagesordnung steht. Zur Erinnerung, Ende August war klar geworden, dass die Leonhard-Stinnes-Stiftung ihre Förderung einstellt. Die Politik hatte in einem fraktionsübergreifenden Antrag bereits im Frühjahr von der Verwaltung ein Konzept für die Zukunftssicherung des Ensembles gefordert.
Schäfer berichtete von einem lang notwendigerweise langwierigen Prozess des Kennenlernens und seinen künstlerischen Hoffnungen, die er in die neue Konstellation und den neuen Leiter Jörg Fürst vom Kölner Theater A.tonal setze, dessen Arbeit er seit gut zehn Jahren kenne und schätze und sprach von beantragten Fördergeldern. „Kennenlernen kann man sich am besten bei der Arbeit“, so Schäfer. Deshalb seien zwei Workshops verabredet worden, ehe man konkret sagen könne, wie es weitergeht. Das hätte ausreichend Raum für interessierte Fragen gelassen, ob die Begegnung der Generationen fortgeführt werden sollen etwa oder nach dem Alleinstellungsmerkmal von Spätlese, der eigenen Stückentwicklung, oder dem zeitlichen Aufwand für Fürst, der ja noch andere Projekte verfolgt. Margarete Wietelmann (SPD) fragte immerhin, wann erste Resultate zu erwarten seien. Da bei einem Laienensemble ein Inszenierungsprozess längere Zeit in Anspruch nehme, könne man mit einer Premiere erst im Spätherbst oder Anfang des Jahres rechnen, so Schäfer.
„Ich bin kein Freund von Symbolreden“, erwidert, angesprochen auf das große Schweigen, Tim Giesbert von den Grünen. Die Themen seien ihm nicht neu gewesen und eine nur gut eine Stunde währende Sitzung werde sicherlich nicht zur Regel, denkt er. Das Ende der Fotoschule sei bedauerlich, bei dem Rückgang der Anmeldungen aber nachvollziehbar. Hier will Wietelmann immerhin noch einmal nachhaken. Bei der Fülle von Ankündigungen durch die Verwaltung sei ihr das Thema durchgegangen. Als Vorsitzende des Aufsichtsrates am Theater sei über die Entwicklung beim Seniorentheater gut im Film und ein Freund der Floskeln sei sie eben auch nicht.
Für wen hat Helmut Schäfer dann eigentlich berichtet?