Es waren nur zwei dürre Sätze von Museumschefin Beate Reese in der gestrigen Sitzung des Kulturausschusses, die bei der Politik kein Erstaunen, geschweige den Protest hervorriefen und noch nicht einmal zum Nachfragen animierten. Im Herbst werde die Fotoschule eingestellt. Grund dafür sei die rückläufige Schülerzahl, so Reese und ging über zu einer Änderung der Öffnungszeiten im Museum. Zumindest nach der Höhe des städtischen Zuschusses und der aktuellen Schülerzahl hätte die Politik fragen müssen, aber sie schwieg.

Wirtschaftliche Gründe sind also der Auslöser für das unrühmliche Ende eines seit acht Jahren laufenden Erfolgsmodells, das seines gleichen sucht. Seit 2005 haben diese Schule des Sehens mehrere hundert Kinder und Jugendliche durchlaufen. Dabei ging es um weitaus mehr als die Vermittlung fotografischer Grundkenntnisse. Die Fotoschule leistet einen positiven Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung. Sie stärkt das Selbstbewusstsein so wie dies auch die anderen Projekte kultureller Bildung leisten: Junges Theater und Junge Kunstexperten. Auch bei Eltern stieß die Arbeit auf Begeisterung.

Nachdem die Grundschulen ihren Nachmittagsunterricht ausgedehnt haben, waren zunächst die Kurse für die 8- bis 12-Jährigen zusammengeschmolzen und aufgegeben worden. Jetzt ist das Angebot für die 13- bis 16-Jährigen geschrumpft. Gerade mal sechs Teilnehmer gehen mit dem Ruhrpreisträger Lubo Laco auf Erkundungstour. Der Normalpreis beträgt 66 Euro. Inhaber eines Mülheim-Passes zahlen die Hälfte. Die daraus resultierende Lücke scheint nicht die Welt. Bei 16 Vollzahlern würden sich Einnahmen von 1056 Euro ergeben. Bei sechs Vollzahlern ergibt sich eine Summe von 396 Euro. Das macht 660 Euro. Der finanzielle Aufwand für die Fotoschule dürfte überschaubar sein. Die Ausstattung (Fotoapparate und Computer) ist vorhanden. Genutzt wird ein Raum Medienhaus, bleibt das Honorar des Leiters, das sich auf VHS-Niveau bewegt.

Es gibt Projekte, die nicht unbedingt sinnvoller sind als die Fotoschule, die vom Kulturbetrieb dennoch gefördert werden. In der gleichen Sitzung ging es ausgerechnet um die Förderung kultureller Projekte: 21 Angebote mit 111 600 Euro profitierten davon. Die Jungen Reglers mit ihrem Mölmsch Open Air und Love from Africa erhielten je 500 Euro. Die Gruppe Irish Coffee bekam für einen irischen Abend 650 Euro. Und die Initiative Next Generation Rock für drei Rock-Konzerte 1950 Euro.

Ist die Einstellung der Fotoschule wirklich die richtige Entscheidung?