Matthias Dargel, Vorstandsvorsitzender der Theodor-Fliedner-Stiftung, hat mit sofortiger Wirkung sein Amt niedergelegt. Dies teilte der Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung, Paul Meusinger, gestern mit. Als Grund habe Dargel angegeben, dass ihm ein Stellenangebot eines der größten diakonischen Werke des Landes vorliege. Den Namen dieses neuen Arbeitgebers habe Dargel allerdings, so Meusinger, bei der Kuratoriumssitzung am vergangenen Donnerstag nicht genannt. Mittlerweile ist der aber offiziell: Ab Januar 2014 wird Mattias Dargel Vorstand des Christlichen Jugenddorfwerkes Deutschland, wie dessen Präsidium mitteilte. In dem Jugenddorf, das an über 150 Standorten mit insgesamt 9500 Mitarbeitern vertreten ist, wird zu diesem Zeitpunkt Dargels Vorgänger aus Altersgründen ausscheiden.
Auffällig ist, dass es also noch acht Monate dauern wird, bis Dargel sein neues Amt antritt. Eine ungewöhnlich lange Zeit, die darauf hindeutet, dass der Entschluss zum Wechsel kurzfristig getroffen worden ist. Einen Anlass hätte die Kritik geboten, die in der letzten Woche in Berichten und Leserbriefen in der NRZ an der Arbeit des bisherigen Vorstands geübt worden ist.
„Dieser Vorgang steht mit den Vorwürfen in keinem Zusammenhang“, betont jedoch der Vorsitzende des Kuratoriums, Meusinger. Gleichzeitig macht er aber auch deutlich, dass es ihm und den Mitgliedern seines Gremiums nicht darum gehe, die Kritik zu bagatellisieren. So seien etwa bereits mit der Vorsitzenden des Eltern- und Betreuerbeirates, Brigitte Noetges, Gespräche geführt worden. Auch sie hatte zu den Leserbriefschreibern gehört. Man sei sich bewusst, dass an einer bestimmten Stelle im Fliedner-Dorf „ein singuläres Defizit“ bestehe, so der stellvertretende Kuratoriumsvorsitzende, Reinhard Benn, in einer bezeichnenden Formulierung. Genauer wolle man sich dazu nicht äußeren, weil man die Beteiligten nicht menschlich verletzten wolle. Auch seien Schuldzuweisungen unangebracht. Entscheidend sei, dass nun eine Lösung angegangen werde. Für die freilich nicht das Kuratorium, sondern die einzelnen Fachbereichsleiter dann die Verantwortung trügen.
Schließlich, so heben Meusinger wie Benn hervor, müssten diese Problempunkte als Einzelfälle betrachtet werden. Eine Interpretation, die auch Frank Lemmer, der Vorsitzende der Gesamtmitarbeitervertretung, unterstützt. Er könne nicht verstehen, wieso öffentlich generelle Kritik an der Mitarbeiterführung geübt worden sei. „Wir haben eine sehr geringe Fluktuation bei den Beschäftigten. Außerdem wird bei uns ein Lohn gezahlt, den man bei anderen Trägern nicht bekommt.“ Darüber hinaus sei klar: Offenheit und Gesprächsbereitschaft seien für die eigene Unternehmenskultur zentral und würden auch entsprechend gepflegt.
„Das diakonische Profil ist uns wichtig“, betonte denn auch Reinhard Benn: „Der Name Fliedner soll für Qualität stehen.“ Und zu dieser Qualität gehöre die Kommunikation mit den Mitarbeitern. Freilich dürfe aber auch nicht vergessen werden, dass die Stiftung sich auf einem Markt positionieren müsse. Die Strukturen in der Alten- und Behindertenhilfe hätten sich grundlegend geändert. Die Aufgabe des neuen Vorstands sei es, vor diesem Hintergrund ein tragfähiges Konzept zu entwickeln. Der bisherige habe hier bereits Vorarbeit geleistet. Seitens des Kuratoriums ist man zuversichtlich, dass zum 1. Juli ein neuer Vorstandsvorsitzender sein Amt antreten kann.