Mülheim. .
Lange Zeit schien das Akkordeon nur ein biederer Muntermacher auf den Bühnen der Volksmusik zu sein. Erst der grandiose Melancholiker Astor Piazzolla sorgte mit seinem Tango Nuevo für ein neues Image dieses inzwischen wieder von Profimusikern geschätzten Instrumentes.
Zu den großen Freunden des Akkordeons zählt auch der Niederländer Servais Haanen, der jetzt in der Reihe „Kulturgut“ wieder zur Akkordeonale in die Stadthalle einlud.
Das begeisterte Publikum erlebte ein erfrischendes internationales Akkordeon-Festival mit Virtuosen aus fünf Kulturkreisen und Ländern sowie Servais Hannen als fachkundigen Moderator und Experten, der über sein Lieblingsinstrument wunderbare Geschichten und Anekdoten erzählen kann.
Begleitet von Nora Thiele auf Trommel und Darburka und von dem Schweizer Christoph Pfändler am Hackbrett bewiesen Katerina Lekka aus Griechenland, Aziz Ali Elyagutu aus der Türkei, Ge Zhang aus China, Krzysztof Dobrek aus Polen und nicht zuletzt Servais Haanen die ungeheure Vielfalt stilistischer Formen und klanglicher Möglichkeiten, die dieses Instrument zwischen Tradition und Moderne bietet.
Den Abend eröffneten die Gäste gemeinschaftlich als Ensemble mit dem stimmungsvollen „Flying Flocks“, bevor Che Zhang den Sonnenaufgang in der weiten Steppe ihrer Heimat musikalisch in Szene setzte. Mit schnellem Fingerspiel und mit einem Hauch von Orient forderte dann Aziz Elyagutu aus Istanbul zusammen mit der jungen Trommlerin Nora Thiele zu einem traditionellen Tanz auf.
Die Athenerin Katerina Lekka („Das Akkordeon ist mein Leben“) verzauberte das Publikum mit „Beautiful City“ von Mikis Theodorakis und erinnerte daran, dass sie als Kind das Akkordeon als „Instrument der Bettler“ auf dem Markt schätzen gelernt habe. Mit „La Danza delas Gotas“ präsentierte sich Krzysztof Dobrek als grandioser Techniker, der sich auch vor einem Superstar wie Richard Galliano nicht zu verstecken braucht. Bandleader Servais Haanen ließ dann mit „Tulpenparade“ eine schöne Komposition aus seiner Heimat folgen, bei der der junge Hackbrett-Meister Christoph Pfänder seine Liebe zum Heavy Metal andeutete.
Charmant und mit viel Witz vermochte Haanen, der selbst ein exzellenter Akkordeon-Virtuose ist, zwischen den einzelnen Performances immer wieder kleine niederländische Brücken zu bauen. Mit „Ice Time“ begab er sich dann mit romantischem Ton auf eine Zeitreise in die kleine niederländische Eiszeit des 17. Jahrhunderts, deren Schlittschuhläufer diesen Melodien sicherlich gefolgt wären. Viel Beifall für die sympathischen Gäste der „Akkordeonale“.
Die Reihe „Kulturgut“ wird am Samstag, 20. April, um 20 Uhr in der Stadthalle mit Bodo Wartkes „Klaviersdelikte“ fortgesetzt. Es folgt in der Reihe am Samstag, 27. April, um 20 Uhr ein Konzert mit dem Flamenco-Gitarristen Rafael Cortes und seiner Gruppe – ebenfalls in der Stadthalle. Karten für die Veranstaltungen gibt’s u.a. im WAZ-Leserladen, Eppinghofer Straße 1 - 3. Info: www.kulturgut-stadthalle.de