Hell, licht, großzügig ist es geworden – das neue Hospiz an der Friedrichstraße, das seit langem so dringend gebraucht wurde. Eine heimelige Atmosphäre breitet sich bereits im Foyer aus. Doch für die Menschen, die dort durch die Tür gehen, ist es ihr letzter Weg. „Bei aller Schönheit und dem Wohlfühlgedanken im Haus“, sagt Geschäftsführer Ulrich Schreyer, „der Tod ist hier ständiger Gast“.
Und weil niemand diese Tatsache, dass der Tod zur Realität mitten in dieser Stadt gehört, verschweigen will, gibt es jetzt im Foyer eine aus Bronze gegossene Glocke, die immer dann geläutet wird, wenn ein Mensch sein Leben ausgehaucht hat. Ihr intensiver, satter Klang lädt zum Innehalten ein und schwingt noch lange nach. Gespendet wurde die Glocke von der Medl. „Es ist selten, dass uns die Unterstützung eines Projektes so leicht gefallen ist“, betont Geschäftsführer Hans-Gerd Bachmann. Das stationäre Hospiz wurde vor fünf Monaten eröffnet. Wenn man in diesem Zusammenhang überhaupt davon sprechen kann: Es gab lange Wartelisten. Aktuell ist die Kapazität mit zehn Gästen erschöpft. Auch eines der beiden Angehörigen-Zimmer ist belegt. „Dass das Haus so gut angenommen wird, ist eine wunderbare Botschaft“, so Sozialdezernent Ulrich Ernst. Die Nachfrage sei enorm groß, weiß Marie-Luise Gerling-Kleine-König: „Wir könnten teilweise zwei Hospize belegen.“
Das Stichwort „Erweiterung“, an die bisher nicht gedacht ist, lässt bei Ulrich Schreyer die Zornesader anschwellen. Denn das Land vertrete den Standpunkt, das genügend Hospize vorhanden seien. „Dadurch haben wir viele Förderungen nicht erhalten.“ So sei die Einrichtung durch innerstädtische Mittel und teils über Darlehen finanziert worden. Wegen der „politischen Disposition“ des Landes sei man noch dringender auf Spenden angewiesen. Zudem habe das Haus einen Zuschussbedarf von rund 250 000 Euro, die jährlich zu stemmen seien, erläutert Schreyer. Die gute Nachricht: „Die Spendenbereitschaft aus Mülheim ist da.“
Wenngleich die Palliativmedizin wichtiger und das Netzwerk zwischen Ärzten, Krankenhäusern und Einrichtungen besser werde, es wirkungsvolle Therapien gibt, die Menschen so lange wie möglich am Leben zu erhalten, so zählt doch am Ende der Wille des Patienten zu sagen, wenn sein Zeitpunkt gekommen ist, ins Hospiz zu gehen. „Wenn der Mensch soweit ist“, betont Gerling-Kleine-König.
So wird Wert auf die Würde des Menschen und seine Selbstbestimmung gelegt: „Der Gast lebt auf, weil er als Mensch wahrgenommen wird.“ Und das war es wohl auch, dass einer gekommen und auch wieder gegangen ist.