Saarn. .

Otto Pankok „war einer der wichtigsten Künstler des frühen 20. Jahrhunderts“, betont Museumsleiterin Dr. Beate Reese. Er wurde am 6. Juni 1893 geboren und starb am 20. Oktober 1966 in Wesel. Anlässlich seines 120. Geburtstages rückt man den Künstler, der sich zudem durch Menschlichkeit und Zivilcourage hervor getan hatte, mit zwei Ausstellungen wieder ins Licht der Öffentlichkeit.

Blockhaus im Garten

Während im Ev. Gemeindehaus an der Holunderstraße 5 derzeit eine kleine Auswahl seiner Werke zu sehen ist, bereitet das Team im Kunstmuseum gerade eine umfangreiche Einzelausstellung mit rund 300 Arbeiten aus Pankoks Frühwerk über seine Entwicklung bis zum Beginn des Nationalsozialismus vor. Eröffnung: 14. September.

Der Künstler war „ene Saarnsche”, wie er selbst zu sagen pflegte, und fühlte sich zeitlebens stark mit dem Pankok-Haus, Saarn und Künstlerkollegen wie Werner Gilles verbunden. Er war das jüngste von drei Kinder des Sanitätsrats Dr. Eduard Pankok und seiner Ehefrau Marie. Der Vater führte die Arztpraxis im Haus, die Mutter hatte eine künstlerische Ader, malte und musizierte, was ein kreativer Nährboden für Klein-Otto war. Schon früh erhielt er sein eigenes Reich, ein Blockhaus im Garten, auch „Kaninchenkiste“ genannt, „wo er sich sein eigenes kleines Atelier eingerichtet hat“, weiß Beate Reese. Mit 20 begann er ein Studium an den Kunstakademien in Düsseldorf und Weimar, wo er aber schnell wieder das Handtuch warf. „Der akademische Lehrbetrieb war nicht seine Sache.“ Mit seinem Studienfreund Carl Lohse ging Pankok nach Dötlingen, dort hatten ihm die Großeltern eine Bauernkate gekauft. Seine künstlerischen Entwicklung unterbrach der Militärdienst im Ersten Weltkrieg an der Westfront in Nordfrankreich. Nach Aufenthalte in Lazaretten und Sanatorien entkam er 1917 dem Kriegsdienst.

So nahm Otto Pankok wieder seinen eigenen künstlerischen Weg auf, reiste viel und wurde 1919 in Düsseldorf sesshaft, wo er sich der Künstlergruppe „Junges Rheinland“ und kritischen Kreisen anschloss. In Düsseldorf lernte er auch die Journalistin Hulda Droste kennen und lieben. Ihre Tochter Eva kam 1925 auf die Welt.

In die Welt hinaus zog es Pankok immer wieder. Reisen wie in die Niederlande, nach Italien, Frankreich und Spanien fanden Ausdruck in seinen Landschaftsbildern. Dagegen zeugen Porträts, Zeichnungen und Skulpturen von Zigeunern, die er in der damaligen „wilden Siedlung“ im Düsseldorfer Heinefeld kennenlernte, von einem tiefen Mitgefühl für Menschen und ihre Schicksale, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden – Arme, Obdachlose, Juden, Sinti und Roma. Aber es waren vor allem die Zigeuner, die ihn persönlich wie künstlerisch bis an sein Lebensende faszinierten.

Der Nationalsozialismus zwang Pankok elf Jahre lang in die innere Emigration. 1937 stellten ihn die Nazis unter Malverbot, beschlagnahmten 56 Werke aus deutschen Museen und zeigten drei Grafiken auf der Ausstellung „Entartete Kunst“ in München. Sein Zyklus „Die Passion“ mit 60 Kohlezeichnungen stand auf dem Verbots-Index. „Der damalige OB Hasenjäger hat sich sehr für ihn eingesetzt“, so Reese. Mit dessen Unterstützung sei die Ausstellung 1935 sogar in Mülheim gezeigt worden, „musste aber vorzeitig beendet werden“. So wie vieles in den Jahren des Nationalsozialismus, von denen sich Otto Pankok und viele seiner Kollegen wohl nie richtig erholt haben.